Reggae in Berlin

Steel Pulse - Interview

 

Ich hoffe ihr hatten Spaß bei eurer Show auch wenn dauernd jemand auf die Bühne geklettert ist...

Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Die Leute waren super. Es ist schon eine ganze Weile her, seit unserem letzten Auftritt in Berlin. Ich weiß nicht mehr genau wie lange, aber ein paar Jahre sind es mit Sicherheit.

 


 

 

Als ihr mit dem Musik machen anfingt, hatte keine von euch große musikalische Erfahrungen. Wie kam es dazu, dass ihr euch entschlossen habt eine Band zu gründen?

Wir haben die Musik immer geliebt. Meine Eltern hörten zu Hause viel Ska, Rocksteady und Reggae, so kam ich mit der Musik in Kontakt. In der Schule machte ich bei vielen Aufführungen mit und meine Eltern schickten mich für vier Jahre zum Klavierunterricht. Als wir dann die Band gründeten, war ich 20 Jahre alt und hatte alles aus dem Unterricht längst wieder vergessen. Ich fing also an mir das Spielen selbst beizubringen, allein durchs Hören und Beobachten von anderen Musikern. Ich ging damals auf viele Konzerte, um mir die Technik der Profis abzugucken.
Damals hatte noch jeder von uns einen normalen Job. Wir trafen uns einmal die Woche, um zu üben und spielten dabei Songs von anderen Bands nach.


Wann habt ihr dann angefangen eure eigenen Songs zu schreiben.

Das war erst einige Jahre später. Wir trafen uns oft einfach zum Jamen. Zu diesen Sessions kamen auch Verwandte und Freunde, die uns berieten. Wenn uns Ideen besonders gut gefallen haben, nahmen wir sie auf und entwickelten aus diesen Bruchstücken Melodien. So entstanden unsere ersten Songs.

In der Vergangenheit haben viele Musiker die Band verlassen und neue sind dazu gekommen. Wie hast das eure Arbeit und eure Musik beeinflusst?


Viele Leute finden es schade, dass die Band in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nicht mehr existiert, aber ich sehe das anders. Alles läuft so, wie es sein soll. Jeder neue Musiker bring neue Ideen und Einflüsse in unseren Stil ein. Unsere Musik bleibt interessant, weil sie sich immer wieder verändert. Ich denke, dies ist auch mit der Grund dafür, dass wir immer noch auf der Bühne stehen und die Menschen uns immer noch sehen wollen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Musiker wie Sidney, der schon über 20 Jahre in der Band ist und der einfach zu uns passt und mit dem es nie langweilig wird.

Als ihr anfingt, hattet ihr oft Schwierigkeiten Gigs zu bekommen, weil die Clubbesitzer euch mit euren „subversive Rastafari-Ansichten“ nicht auftreten lassen wollten. Dieser Kampf ist heute wohl vorbei...

 


Der Kampf ist noch nicht vorbei. Zwar haben wir heute keine Schwierigkeiten mehr gebucht zu werden, aber nicht jeder mag die Botschaft die wir verbreiten. Wir singen über die Befreiung der Menschen, für die Rechte der Armen und die Vereinigung der Nationen. Es gibt viele Menschen die ein großes Interesse daran haben, dass sich an die heutigen Umständen nichts ändert, weil sie daran verdienen. Der Kampf geht also auf jeden Fall weiter, wenn vielleicht auch in anderer Form.

 


Eure Lieder zeichneten sich immer durch tiefgründige und kritische Texte auf. Doch gerade heute geht es in den Texten der meisten jüngeren Artist nur um Sex und Gewalt. Ist es für euch dadurch schwerer geworden die Menschen zu erreichen?

Es ist eine negative Entwicklung, doch es gab schon immer gute und schlecht Musik. Unser Ziel ist es, dass die Menschen mehr positive Musik hören als negative. Negative Musik hat einen schlechten Einfluss auf die Jugend, doch zum Glück gibt es auch eine Menge Musiker, die den jungen Menschen einen anderen Weg weisen wollen. Damit werden wir vielleicht nicht reich, aber unsere Song sprechen uns aus dem Herzen und wir tun, was wir lieben.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.