Reggae in Berlin

Mykal Rose - Interview

 

Erzähl mir bitte etwas über „Shoot out“ deinen neuen und wahrscheinlich größten Hit.

In Jamaika ließt man jeden Tag in der Zeitung wie die Polizei mit den Bad Boys kämpft. Sie schießen dann einfach drauf los, ohne zu versuchen, die Situation friedlich in den Grifft zu bekommen. Oft werden dabei auch Unschuldige und manchmal sogar Kinder getroffen.

Als der Song raus kam, schlug er ein wie eine Bombe. Dieser Dancehall-Tune ist wahrscheinlich.....

Nein! „Shoot out“ ist größer als Dancehall. Michael Rose singt keinen Dancehall und „Shoot out“ ist definitiv ein anderes Level.

Wie würdest du dieses „Level“ bezeichnen?

John John hat den Riddim produziert und es ist einfach ein neuer Sound, der die Dancehall für immer verändern wird. Als „Shoot out“ rauskam, erschienen danach viele andere Songs in dem Style. Movado, Vybez Kartel... sie alle drehten durch. Ich arbeite mit einem ganzen Team von Produzenten zusammen, wie Angle Dulas und Lexicon, Leute wie Puff Daddy schreiben für uns Songs... Das Album ist seit letztem Jahr fertig. Es heißt „Kingstone 11“ und wir hatten dafür über 30 Tunes.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Er ist eine Mischung aus unterschiedlichen Richtungen. Ich mache Roots-Music, aber gleichzeitig gehe ich auch mit der Zeit und verwende Stylez, die heute in der Dancehall angesagt sind. In diesem Zusammenhang habe ich auch mit Künstlern wie Busy Signal, Assassin, Jah Cure oder Movado zusammen gearbeitet. Ich versuche mit meiner Musik den Menschen den richtigen Weg zu zeigen, denn Jah hat mir diese Aufgabe gegeben.

Wie bist du aufgewachsen?

Mein Vater ging damals nach Kingston, weil dort die Möglichkeiten Geld zu verdienen größer waren. Aufgewachsen bin ich also in Waterhouse, Kingston 11. Musik hat in diesem Distrikt immer eine große Rolle gespielt. Seit meiner frühen Kindheit bin ich zu Dances gegangen. Mein Vater hat mich damals mit seinem Gürtel verprügelt, damit ich zu Hause bleibe, aber jedes Mal, wenn ich Musik in den Dances gehört habe, schlich ich mich davon.
Mein Bruder war eigentlich der Sänger im Haus, doch er hatte einen Unfall und starb. Ich habe erst nach seinem Tod mit dem Musik machen begonnen. Mein Bruder hatte viele Talente, doch all das, was ich erreicht habe konnte er nie tun. Das spornt mich gleichzeitig an, denn ich will das er stolz auf mich sein kann.

Wie hat dann deine Karriere als Sänger begonnen?

Ich habe in Jamaika viele Talentwettbewerbe mitgemacht und wurde dabei von Niney the Observer entdeckt. Ich nahm dann Songs für Lee „Scratch“ Perry und Sky Don Bar auf. „Guess who’s comming for Dinner” war mein erster Hit in England. Die Zeit mit Black Uhuhru war dann definitiv die verrückteste meiner Karriere. Ich stand damals mit den Rolling Stones, Police oder Sting auf der Bühne. 1982 war Black Uhuru die erste Band, von der im Wembley Stadion eine Zugabe verlangt wurde. Alle anderen wurden mit Steinen und Flaschen beworfen.

Warum hast du die Band dann verlassen?

Wir hatten keinen Streit oder so, aber das Leben geht weiter und verändert sich. Es war für mich an der Zeit mein eigenes Ding zu machen und Black Uhuru arbeitete dann weiter mit Junior Reid.

Wann wird dein neues Album in den Läden sein?

Im September. Es war eine bewusste Entscheidung so lange zu warten. Das Problem ist, dass im Moment zu viele Alben von mir draußen sind. Also wollten wir dem neuen Album genügend Platz einräumen. „Kingston 11“ ist eine Art Tribut an meine Heimat und es soll die Jugend ermutigen. Es gibt zu viel Gewalt in Kingston, deswegen ist es wichtig, dass wir den jungen Leuten Mut für ihre Zukunft machen. Man kann die junge Generation nur bedingt dafür verantwortlich machen, dass sie so gewalttätig sind, denn viele kennen nichts anderes. Sie wurden vom System zu dem gemacht, was sie sind. Das ist auch der Grund warum viel Lyrics voller Hass und Gewalt sind.

Es gibt Leute die behaupten, dass gerade diese Lyrics für immer mehr Gewalt verantwortlich sind.

Sicherlich wird beides durch einander bedingt. Wenn im Irak jeden Tag Menschen sterben, ohne, dass ein Ende in Sicht ist, fangen die Artists in Jamaika an, darüber zu singen. Wir verarbeiten in unseren Texten, was wir sehen und erleben.