Reggae in Berlin

Cecile 2008


Bist du zufrieden mit der Show?

Ja, auf jeden Fall. Ich war vorher ein bisschen besorgt, weil ich eigentlich krank bin. Ich muss mich in Italien erkältet haben, als es geregnet hat. Vor der Show heute habe ich mich ziemlich schlecht gefühlt, aber ich hoffe die Leute hatten trotzdem Spaß. Zum Glück ist das nächste Konzert erst am Wochenende, da habe ich noch Zeit mich zu erholen.

Erzähle mir doch bitte, wie es dazu kam, dass du anfingst zu singen bzw. Musik zu machen.

Ich habe damals in Jamaika angefangen Gedichte zu schreiben. Irgendwann bin ich dann mit der „Third World“ Band in Kontakt gekommen. Der Keyboardspieler der Band war ein Freund meines Vaters. Zusammen mit der Band habe ich dann angefangen meine
Gedichte in Lieder umzuwandeln. Und irgendwann später bin ich dann in Studio gegangen um diese Lieder aufzunehmen. Ich war damals 15 Jahre alt und noch in der High School. Mit dem Gedichte schreiben, habe ich aber schon begonnen also ich sechs oder sieben war.


Ich habe gelesen, dass du immer vor hattest deine Gedichte auf deiner Website zu veröffentlichen. Wieso ist es bis jetzt nicht dazu gekommen?

Auf meiner MySpace-Seite sind drei zu lesen. Seit MySpace aufgekommen ist, habe ich mich nicht mehr um meine Website gekümmert. Die anderen Gedichte habe ich alle in ein Buch geschrieben, dass ich auch bald veröffentlichen möchte.

Nach welchen Kriterien suchst du die Riddims aus, die du dann einsingst?

Ganz einfach. Wenn ich einen Riddim mag, singe ich ihn ein. Oft bekomme ich die Riddims von Freunden. Wenn die Vibes stimmen und ich denke, das daraus ein Hit werden könnte, nehme ich einen Song auf. So ist auch damals „Rude boy thug life“ auf dem Cure-Riddim entstanden oder „Shake your Ass“ auf dem Senorita-Riddim. Ich habe schon einige coole Beats aus Deutschland bekommen.

Gibt es etwas, was dir an Berlin besonders gut gefällt?

Berlin? Nicht wirklich. Aber ich mag Frankfurt sehr gerne. Als ich dort das erste Mal auftrat, hatte jemand ein Graffiti von mir über eine komplette Wand des Clubs gesprayt. Das hat mich unglaublich gerührt. Ich mag Deutschland im Allgemeinen unglaublich gern. Jedes Mal wenn ich hier bin, werde ich sehr warmherzig empfangen.

Ist es anders als in Jamaika aufzutreten?

Auf jeden Fall. Ich liebes einfach hier aufzutreten. Ich mag die Menschen, die Vibes, einfach alles. Es ist ganz anderes als zum Beispiel in den USA. Ich trete dort auch gerne auf, aber ich und die meisten jamaikanischen Künstler sind der Meinung, dass Europa und Japan etwas besonderes ist.

Also wo genau ist der Unterschied?

Ich kann es dir nicht genau sagen. Europa ist einfach „more real“, denke ich. In Amerika musst du wirklich eine Sensation sein bevor die Leute dich mögen und zu deinen Konzerten kommen. Sean Paul ist ein gutes Beispiel dafür. Er wurde schon mindestens zehn Jahre auf Partys in Europa gespielt, bevor er in Amerika groß raus kam. Die Menschen in Europa und Japan lieben die Musik und die Kultur obwohl sie soweit von Jamaika entfernt sind. Ich hoffe sehr, dass dies auch so bleibt.

Denkst du, dass du im Dancehall-Business anders behandelt wirst, weil du eine Frau bist?

Es gibt Unterschiede. Doch es ist wichtig sich nicht auf diese Unterschiede zu konzentrieren sondern hart für seinen Erfolg zu arbeiten. Frauen sind zu oft damit beschäftigt sich an diesem Unterschied aufzuhalten.

Du sagst es gibt schon Unterschiede. Wie sehen diese denn konkret aus?

Ich habe mich neulich erst mit Freundinnen darüber unterhalten. Oft sind es recht simple Dinge. Es gibt zum Beispiel oft bei Konzerten keine Umkleideräume für Frauen. Dann kommt dazu, dass sie deine Songs oft nicht spielen, weil du nicht aggressiv und bedrohlich auftrittst wie zum Beispiel Bounty Killer. Man muss als Frau einen Weg finden in das Business zu passen ohne viele Waffen zu haben und Leute zu verprügeln, wie die Kerle. Ich will mich nicht wie ein Mann aufführen, aber ich will genauso viel Respekt und Unterstützung bekommen. Wenn das bedeutet härter arbeiten zu müssen, sind wir Frauen in der Lage dies zu tun, denke ich.


Welchen Weg hast du gefunden?

Man muss clever sein. Ich habe mich lange gefragt, was ich tun kann, um mit den ganzen Kerlen zu konkurrieren. Irgendwann habe ich dann angefangen mich über die Männer lustig zu machen, wie in „Changez“, welches mein erster Hit wurde. Das Problem was viele Künstlerinnen haben, ist dass sie Angst davor haben, was die Leute sagen könnten. Deswegen ist Madonna mein großes Vorbild. Sie hat vor keinem Angst genau wie ich.
Ich habe auch mit Lady Saw über dieses Thema gesprochen und sie meinte, dass der eigentliche Konkurrenzkampf nicht zwischen Männern und Frauen stattfindet sondern zwischen den Frauen untereinander. Wie siehst du das?

Das sehe ich ähnlich wie sie. Es gibt viele Künstlerinnen, die ich wirklich mag, wie Lady Saw, Etana, Queen Ifrica, Tamy Chin... und natürlich Marcia Griffiths. In Moment schreibe ich gerade einen Song für sie. Als sie den Song „Waiting“ gehört hat und erfahren hat, dass ich ihn geschrieben habe, wollte sie unbedingt, dass ich einen Song für sie produziere. Das war eine große Ehre für mich.
Leider sind viele der Ladys aber auch Heuchler, die hinter deinem Rücken schlecht über dich reden. Ich versuche mich von diesem Leuten fern zu halten und unbeirrt meinen Weg weiter zu gehen.

Vielen Dank für das Interview und gut Besserung.

Cecile.........die Foto"s!!!