Reggae in Berlin

FREDDIE MCGREGOR***we coming in touch*tour*2008

WE COMING IN TOUGH TOUR 2008
FREDDIE MCGREGOR IN BERLIN
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Was gibt´s Neues beim Berliner Label IM Music

05.02.2008



Freddie, der inzwischen auf 45 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, wurde am 27.06.1956 in Jamaika geboren und hat demnach bereits im Alter von 7 Jahren das Mikro in die Hand genommen. Seine ersten Schritte unternahm er als Backgroundsänger bei den Clarendonians. Seine ersten Singles nahm er mit Ernest „Fitzroy“ Wilson, ebenfalls von den Clarendonians, als Duo „Freddie and Fitzroy“ auf. Unter dem Namen „Little Freddie“ erschien 1970 dann seine erste Solo-Veröffentlichung mit dem Titel „Why Did My Little Girl Cry“. Künstler die Freddie zu dieser Zeit beeinflussten, gibt er mit Stevie Wonder, Alton Ellis, Ken Boothe, Bob Andy und natürlich dem legendären Bob Marley an.

Später folgten viele gemeinsame Auftritte mit der Band Generation Gap. Auch im Studio One sammelte er als Backgroundsänger und Schlagzeuger wertvolle Erfahrungen und Einflüsse für seine weitere Karriere. Um 1975 wurde er Anhänger der Rastafari-Bewegung und trat den Twelve Tribes bei. In dieser Zeit wechselten auch Freddies musikalische und textliche Inhalte. Texte mit starker Tendenz zu sozialem Bewusstsein, wie „Mark Of The Beast“, „I Am A Rasta“ oder der Reggae Klassiker „Bobby Babylon“. 1977 brachte Freddie sein lang erwartetes Album „Mr. McGregor“ heraus, welches Meilensteine des Reggae wie „Zion Chant“, „Rastaman Chant“ und „Walls Of Jericho“ enthielt. Freddie entwickelte sich zu einem der populärsten Reggae Sänger, neben Dennis Brown und Gregory Isaacs in jener Zeit.

1981 wurde sein Tune „Big Ship“ einer der größten Reggae-Hits überhaupt und verschaffte ihm einen bleibenden Platz im Buch der Reggae-History.
1989 gründete Freddie sein gleichnamiges Label „Big Ship“. Heute ist Freddie einer der hochgelobtesten Reggae-Künstler, der auf dem Gebiet des „Roots and Culture“ und des „Lovers-Rock“ gleichermaßen zu Hause ist. Freddie ist nun Sänger, Songschreiber und Produzent zu gleich. Bis heute wurden von Big Ship Reggae-Artists wie General Degree, Cutty Ranks, Mikey Spice, seine Tochter Yeshemabeth und Andere produziert.

Große Teile seines Einkommens spendet Freddie für wohltätige Zwecke. Viel Geld und Arbeit investiert er dabei auch in seine eigenen in Amerika und England ansässigen Kinderorganisationen „Big Ship Foundation Inc.“ und die „Freddie McGregor Childrens Fund“, die sich unter Anderem um die Renovierung von Schulen kümmern. Am 8. August 2003 wurde Freddie McGregor von Jamaikas Premier-Minister P. J. Patterson mit dem berühmten „Jamaican Order of Distinction“, in Anerkennung für seinen Beitrag für Jamaikas Musik und Kultur geehrt.
Gegenwärtig gibt es über 30 Alben und Compilations von Freddie auf dem Markt.
Sein bislang letztes Album „Comin` In Tough“ erschien 2005. An dem darauf enthaltenen Superhit „Lock It Down“ ist kein Vorbeikommen und dürfte Jedermann bekannt sein.

Eine große Freude und Ehre erfüllte uns, diesen Mann nun endlich einmal persönlich kennen zu lernen.

Am späten Nachmittag waren im Studio von IM Music diverse Aufnahmen mit Freddie geplant, der bereits schon einen Tag vor seinem Auftritt in Berlin eingetroffen war. Genug Zeit also, um alle eventuellen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die zahlreichen Plate-Anfragen der Soundsystem-Szene wurden wieder von City Lock gesammelt und koordiniert. In den Räumen von IM Music eingetroffen, empfing uns in dessen Büro erst einmal eine Postergalerie von Rebellion The Recaller. Erst kürzlich habe man das erste außerafrikanische Album von Rebellion The Recaller fertiggestellt.

Zur Vorstellung des Albums hat IM Music eine umfangreiche Tour organisiert, die vom 15. bis 29. Februar durchgeführt wird. Neben vielen Shows in Gambia und einer Station in Rom findet die Tour am 29. Februar im Berliner YAAM seinen Abschluss. Unterstützt wird er dabei unter Anderem von LP International und City Lock. Der Recaller ist kein Unbekannter mehr. Bereits seit mehreren Jahren wird über ihn in diversen Medien berichtet. Nur in den letzten zwei Jahren ist er in über 200 Live-Shows überall in Europa aufgetreten. Gemeinsame Auftritte mit Live-Bands und Soundsystems, aber auch mit bekannten Stars wie Gentleman, Freddie McGregor und Gyptian verhalfen ihm zu einem hohen Bekanntheitsgrad.

..... „Movin’ On“, Rebellion the Recaller’s erstes Album das außerhalb von Afrika erscheint, greift eine Welt an, in der schamlose Korruption und Ausbeutung regieren und wir täglich mit Propaganda und Angst bombardiert werden. Rebellion the Recaller fordert die Menschen dazu auf diejenigen abzulehnen, die rücksichtslos nach Macht auf Kosten der Schwachen und Leidenden streben. „Why no food, bombs instead?“ ist die eindringliche Frage, die er in seiner Album-Single stellt. Doch die Botschaft des Recaller’s ist nicht eine der Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit. „Grow with me“, bittet er seine Liebe, und „Don’t let politics drive you insane!“ ruft er uns zu. Rebellion’s Überzeugungen wurzeln in dem festen Glauben, dass das Böse dieser Welt eines Tages vergehen muss. So erinnert er uns daran dass der entscheidendste Kampf für eine bessere Welt in unserem Inneren stattfindet und dass wir unser Leben in Rechtschaffenheit und Liebe zur Schöpfung leben sollten. Aufgenommen in den IM Music Studios in Berlin, ist Movin’ On eine vielseitige und doch tiefgehende Sammlung, die das volle musikalische und lyrische Potential dieses eindrucksvollen neuen Künstlers präsentiert. Der Recaller überragt auf den maßgeschneiderten Klängen des Berliner Produzenten Duos von IM Music, zu denen die jamaikanische Produzenten-Legende Bobby Digital zwei mächtige Tracks beigesteuert hat. Zwei starke Features mit Reggae Stars Chuck Fenda und Altmeister Ken Boothe vervollständigen dieses wohlausgewogene Meisterwerk ....... (Auszug aus der Presse-Mappe von Rebellion The Recaller, zusammengestellt von IM Music).


Doch zurück zur Story. Die Ausgestaltung der Räume von IM Music hat seit unserem letzten Besuch einige Fortschritte gemacht, aber man steckt immer noch in haufenweise Arbeit, die neben der eigentlichen Labelarbeit auch noch zu erledigen ist. In der Küche war man inzwischen dabei ein umfangreiches Dinner zu kreieren, mit dem man die Artists überraschen wollte. Puma von LP International gab sein Bestes. Na, wenn sich das rumspricht, wird man wohl die Artists künftig schneller ins Studio bekommen. Man hat inzwischen viel Platz für Gemütlichkeit und Entspannung geschaffen.
Als Freddie mit seinem Sohn Chino und einem weiteren Sänger namens Singing Sweet endlich eintraf, konnte man die Session also ganz locker mit etwas Entspannung beginnen. Letztendlich bedurfte es sogar der Mahnung des Tourmanagers, man solle nicht die Zeit aus den Augen verlieren, um die eigentliche Session in die Gänge zu bringen. Freddie war gut vorbereitet und hatte sogar für alle Fälle eine eigene CD mit den für ihn maßgeblichen Riddims dabei, die auch eine gute Hilfe war.

Reggae in Berlin Reggae in Berlin

Singing Sweet und Chino verfolgten das Geschehen ganz bequem vom Studiosofa aus, während Freddie bereits kräftig ins Schwitzen kam. Im Studio herrschten inzwischen karibische Temperaturen, die selbst Freddie veranlassten die Platevorlagen immer wieder als Frischluftfächer zu verwenden. In dieser Beziehung wird wohl IM Music langfristig an einer Investition in die Klimatechnik nicht vorbeikommen. Zwischendurch war dann auch Chino an der Reihe, der uns mit einer kräftigen und energischen Stimme überraschte.

Das war für Freddie die Gelegenheit sich in den Vorräumen des Studios etwas abzukühlen. Gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt, kam er dort gerne den Wünschen der Anwesenden für diverse Erinnerungsfotos nach.

Reggae in Berlin

Inzwischen rückten die Zeiger der Uhr gnadenlos auf 21:00 Uhr zu und das Management wurde langsam etwas unruhig. Die Plates waren aber noch nicht abgearbeitet und Freddie ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen.

Reggae in Berlin

Der offizielle Beginn der Show, im Kesselhaus der Kulturbrauerei, war für 21:00 Uhr angesetzt. Vom Studio bis ins Kesselhaus ist bereits eine reine Fahrzeit von mindestens 20 Minuten einzuplanen und ein Garderobenwechsel der Artists ist auch noch zu berücksichtigen.
Als wir uns nach der Session in Richtung Kulturbrauerei begaben, zeigte sich dort , dass alle Sorgen und Unruhe unnötig waren. Anders als angekündigt, fand die Show im Maschinenhaus und nicht im Kesselhaus statt. Man hatte offenbar nicht mit so viel Besuchern gerechnet und die Show vom größeren Kesselhaus in das kleinere Maschinenhaus gelegt. Der Saal war von der Bühne bis zum Eingang völlig ausgefüllt und eine Sängerin der Big Ship Crew, namens Nikeisha, hatte die Massive bereits voll im Griff. Kein Problem also, wenn die Hauptakteure ein wenig später eintrafen, was sicher schon so eingeplant war. Wir konnten lediglich noch zwei Tunes von Nikeisha erleben, als bereits Singing Sweet mit seinem Auftritt begann. Wie sie das nur so schnell hinbekommen haben? Nikeisha blieb der Bühne allerdings weiterhin erhalten, leistete als Backgroundsängerin einen super Beitrag und stellte dort mit ihrer Erscheinung und Bewegungen einen echten Blickfang dar. Singing Sweet war als Ersatz für den ursprünglich angekündigten Delly Ranks mitgekommen. Das Management von Big Ship hatte erst kurz vorher diesen Tausch bekannt gegeben.

Der Massive war es aber offensichtlich egal. In Unkenntnis des verpassten Auftritts von Delly Ranks, ist sowieso schwer zu urteilen, wer wohl die bessere Wahl gewesen wäre. Wie es der Name Singing Sweet bereits vermuten lässt, ging sein Programm allerdings nicht in Richtung Dancehall, wie es bei Delly Ranks angekündigt war. Mit Chino wurde es dann etwas härter, wie es sein Voicing vorher bei der Session schon erahnen ließ. Eine Stimme, die sicher in Zukunft noch kräftig im Geschäft mitmischen wird. Allerdings hat er von Freddies Roots & Culture und Lovers Rock Style nicht viel geerbt. Aber wer will schon immer in die Fußstapfen seines Vaters treten, und Chinos energische Stimme erzwingt geradezu einen anderen Style, der mehr in Richtung Dancehall oder auch Modern Roots geht. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Chinos erste Platte, die letztes Jahr in Japan erschien, soll dort bereits immerhin zum viertbesten Reggae-Album des Jahres gewählt worden sein. Leider hat sich für uns noch nicht die Möglichkeit ergeben, dieses Album anzuhören.

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Als endlich Freddie auf die Bühne kam, war natürlich die Stimmung auf dem Siedepunkt, die sich auch nahezu kontinuierlich während der ganzen Show hielt. Glückseeligkeit und Begeisterung verbreitete sich im Maschinenhaus. Hochkonjunktur für alle Kameras und Handys, jedermann wollte sein ultimatives Erinnerungsfoto mit nach Hause nehmen. Besonders die afrikanischen Mädels ließen ihrer Begeisterung freien Lauf, was wir als deutsche Europäer eher nicht so gut bringen. Die Mädels kreischten ohne Ende und sangen die Texte lautstark mit, wobei andere Fans unmittelbar daneben unbeeindruckt mit geschlossenen Augen tanzten und einfach nur den Sound genossen.

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Freddie war die Freude über dieses Publikum deutlich anzusehen und gab sein Bestes. Das war natürlich Schwerstarbeit und hinterließ seine Spuren. Sein Hemd wechselte zusehends die Farbe und hatte zum Ende der Show nahezu keine trockene Stelle mehr. Wieder einmal ein sehr gelungener Auftritt, den wir da erleben durften. Neben seinen eigenen Stücken enthielt die Show auch ein paar Tunes von Dennis Brown und die Erinnerung an Bob Marley durfte auch nicht fehlen.

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Kurz nach Mitternacht ging wieder einmal eine tolle Show in der Kulturbrauerei zu Ende. Einziger Wermutstropfen: Auf den aktuellsten Hit „Lock It Down“ von seinem letzten Album „Comin` In Tough“ warteten wir vergeblich. Dieser Knaller hätte nicht fehlen dürfen und wäre als letzte Zugabe der krönende Abschluss gewesen. Die Hoffnung darauf schwand allerdings recht schnell, als die Band begann ihre Instrumente einzupacken.

Die Party war allerdings noch nicht zu Ende und die Fans bekamen noch genügend Riddims vom anwesenden Soundsystem auf die Ohren. So konnte man noch ganz entspannt in den Geburtstag von Bob Marley hineinfeiern.

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Text by Peter Joachim
Fotos by Peter Joachim feat. Marion



Mein besonderer Dank geht an das Management der Kulturbrauerei, Christoph von Revelation Concerts, Phil von City Lock/IM Music, sowie an das Label IM Music und natürlich an Freddie McGregor selbst, sowie seiner Big Ship Crew, die mit zum Gelingen dieser Story beigetragen haben.

Interessenten für das Album „Movin´ On“ von Rebellion The Recaller sollten sich bei office@immusic.de oder www.immusic.de einklinken. Ebenso für alle weiteren Fragen zum Recaller inkl. Booking.

Zum Veranstaltungskalender der Kulturbrauerei (Maschinenhaus, Kesselhaus usw.) gelangt Ihr über den Link:

www.kesselhaus-berlin.de

Als nächsten Termin sollte man sich schon einmal den 05. März für das Kesselhaus vormerken. Da machen Baby Cham, Pinchers & Spice auf ihrer Madhouse Tour 2008 Station in Berlin.

Soundsystems, die Interesse an Dubplates haben, sollten sich unter www.citylock.net einloggen.

Infos zu künftigen Touren und Einzelauftritten unter der Regie von Revelation Concerts findet Ihr unter www.revelation-concerts.de


Kontaktaufnahme zum Autor, Kritiken u.A. unter: ib-joachim@freenet.de.


Alle Bilder vom Konzert findet Ihr auf ReggaeInBerlin.de