Reggae in Berlin

Fantan Mojah - Cassiopeia 28.05.08

Fantan Mojah wurde am 05.08.1976 als Owen Moncrieffe in Jamaika geboren und wuchs im Parish St. Elisabeth auf. Musikalisch aktiv wurde er bereits im Alter von 9 Jahren, als er noch zur Schule ging. 1993 ging er nach Kingston, wurde als Mad Killer bekannt und konzentrierte sich auf das Chatten von Gun-Lyrics. Nach 1997 kam er dann unter den Einfluss von Capleton in eine andere Richtung und bekennt sich seit dieser Zeit zu Rastafari. Seit 2005 ist nun Fantan Mojah aus dem Modern-Roots nicht mehr wegzudenken. Sein Debüt-Album „Hail The King“ enthält auch seine erste 7“-Single „Hungry“, die in Jamika 8 Wochen auf Platz 1 war. Der Titelsong seines Debüt-Albums war sein zweiter Nummer-1-Hit. Seitdem ist schon viel Zeit vergangen und Fantan Mojah hat bereits bedeutend mehr Hits als die Stücke auf „Hail The King“ zu bieten.

Nun war er mit der House of Riddim Band auf Tour, die in den Tagen davor, bereits in Österreich und der Schweiz einige Auftritte hatten. In Deutschland war es nach München der zweit Gig. Am 30. Mai sollte noch ein letzter Auftritt in Heilbronn folgen. Doch zunächst war am 28. Mai das Berliner Cassiopeia an der Reihe. Das Cassiopeia befindet sich im Herzen von Berlin Friedrichshain und ist nicht nur eine Location für musikalische Events. Das Gelände des Cassiopeia umfasst gegenwärtig 4000 m² und ist ein weiteres schönes Beispiel dafür, wie man einer Industriebrache Leben und Kultur einhauchen kann. Erwachsene, Kinder und Jugendliche finden dort gleichermaßen diverse Möglichkeiten ihre Freizeit zu verbringen. Auf dem Gelände befinden sich verschiedene Clubs, ein Cafe, ein Biergarten, ein großer Indoor Skate Park, Ausstellungsmöglichkeiten und der höchste Kletterturm von Berlin. Die unterschiedlichsten Interessen finden damit auf dem Gelände des Cassiopeia eine Heimstatt. Auch ohne Event und sportlicher Betätigung ist nur der Besuch des Biergartens und das Anschauen der umfangreichen Graffitis keine verlorene Zeit. Der Gig mit Fantan Mojah war für 22:00 Uhr angesetzt. Da es unser Erstbesuch im Cassiopaia war, machten wir uns rechtzeitig auf den Weg. Die Unterbringung unseres fahrbaren Untersatzes gestaltete sich dabei recht schwierig. Alle naheliegenden Strassen in Friedrichshain waren hoffnungslos zugeparkt. Nach halbstündiger Kurverei fanden wir reichlich entfernt endlich eine Lücke. Als auswärtiger Besucher ist es eben leider etwas schwierig, auf die private Fahrgelegenheit zu verzichten.


Am Eingangsbereich des Geländes zum Cassiopeia begrüßte uns Fantan Mojah bereits von unzähligen Plakaten. In guter Gesellschaft von Marlene Johnson, die am 11. Juni im Cassiopeia sein wird und von Pressure, der schon am 04. Juni im YAAM seine Show abliefern wird. Der Eingang zur Club-Location, in der das Konzert stattfinden sollte, war nicht ganz einfach zu entdecken, bzw. man konnte sich nicht sicher sein, ob die gefundene Tür tatsächlich die richtige war. Es gab zwar von verschiedenen Seiten die Hinweisschilder, nur am wirklichen Eingang fand man keinen Hinweis. Das Clubgebäude lieferte einen interessanten Anblick, ließ aber einige Zweifel aufkommen, ob denn der darin befindliche Saal groß genug ist. Drinnen spielte schon einmal die House of Riddim Band ihre Instrumente ein, was unsere letzten Zweifel zum rechten Ort zerstreute. Am Kletterturm und im Biergarten herrschte noch Hochbetrieb. Es ging schon auf 22:00 Uhr zu, aber der Club selbst war noch nicht geöffnet. Nach einem Gespräch mit Sam Gilly von der House of Riddim Band erfuhren wir dann auch, dass mit einem Beginn der Show nicht vor 0:00 Uhr zu rechnen sei. Schlechte Karten für auswärtige Besucher. Wir stellten uns also wieder einmal auf eine sehr lange Nacht ein. Als der Club schließlich nach 22:00 Uhr öffnete, gab es wenigstens ordentliche Musik zu hören. Der anwesende Sound gab sich alle Mühe und spielte nahezu einen Kracher nach dem Anderen. So muss das sein. Jedenfalls war genau mein Nerv getroffen. Da die meisten Besucher sich offenbar schon darauf eingestellt hatten, dass es im Cassiopeia nie vor 0:00 Uhr richtig losgeht, blieben die meisten Fans noch im Biergarten. Erst ab 0:00 Uhr füllte sich die Location nahezu schlagartig. Allerdings verging noch fast eine weitere Stunde, bevor sich die Musiker erst einmal ihre Tracklisten zurechtklebten. Warum es dann noch einmal bis 1:30 Uhr dauern musste, bevor die Band loslegte, war schon etwas unerklärlich. Mit solch einem sehr späten Beginn hatte Keiner gerechnet. Wenigstens gab´s bis dahin wirklich ordentliche Musik vom Soundsystem. Trotzdem war es eine Erlösung, als endlich die Band mit ein paar Instrumentals begann. Etwas später erfüllte dann Fantan Mojahs Stimme den Saal und alle verdrehten sich die Hälse, wo er denn nun sei.


Da es keinen gesonderten Bühnenzugang gibt, bahnte sich Fantan Mojah bereits singend seinen Weg durch die Massive. Bevor alle mitbekommen hatten, wo er nun war, hatte er die Bühne schließlich erreicht und die Stimmung schnellte in die Höhe. Fantan Mojah sollte man sich als Live-Act keineswegs entgehen lassen. Fantan Mojah energisch und energiegeladen wie gewohnt, peitschte die Stimmung ohne Atempause immer höher und als sein Hit „Murderer“ einsetzte, war die Stimmung auf dem Siedepunkt. Von da an ging es nicht mehr zurück und weitere mitreißende Stücke folgten.


Fantan Mojah und sein Manager versuchten Sam Gilly am Schlagzeug immer noch weiter anzutreiben, obwohl dieser kaum schneller und kraftvoller spielen konnte. Sam leistete Schwerstarbeit und hob sich wie immer actionmäßig von den weiteren Bandmitgliedern deutlich ab. Musikalisch gab´s natürlich wie immer nichts auszusetzen. Die House of Riddim Band ist mit eine der besten Backing-Bands in Europa. Die Massive fotografierte und filmte wie besessen, was selten so großzügig erlaubt ist, wie man im Cassiopeia erleben konnte. Videokameras und professionelle Fotokameras werden oft nicht zugelassen, aber bei Fantan Mojah war das alles egal. Positiv auch, dass Fantans Begleiter einen Stapel Fotos verteilten, die bei den meisten anderen Künstlern in der Regel gekauft werden müssen, wenn es denn überhaupt welche gibt. Mitten im Konzert gab dann Fantan Mojah sein Mikro an Edge Michael ab. Edge Michael, der eigentlich Mark Durloo heißt, ist der Neffe von Reggae-Legende Peter Tosh, der Sohn von Peters jüngerer Schwester Melzeta. Edge Michael ist bereits mit seinem zweiten Album „Rebel With A Cause“ seit 2007 im Rennen. Er ließ gleich eine CD-Kopie mit 16 seiner Titel, als Promotion im Publikum, kostenlos verteilen. Edge Michael ist musikalisch etwas ruhiger und nicht so stimmgewaltig wie Fantan Mojah, hat aber auch einige sehr schöne Roots-Nummern auf seinem Album.


Nach zwei Stücken übernahm Fantan Majah wieder die Führung und zog durch bis 2:30 Uhr, bevor er die Bühne verließ. Als es 10 Minuten später immer noch keine Zugabe gab und die Musiker begannen ihre Instrumente einzupacken, war es dann gewiss, Fantan Mojah wird nicht mehr auf die Bühne kommen. Einfach unerklärlich. Eine tolle Show, ein geniales Publikum und nach einer Stunde ist abrupt Schluss!? Zusammengenommen hat Fantan Mojah maximal 45 Minuten auf der Bühne gestanden, wenn man den Auftritt von Edge Michael und die Instrumentals der House of Riddim Band abzieht. Das war definitiv zu kurz. Besonders nach dieser extrem langen Wartezeit hätte das Publikum eine Entschädigung verdient. Trotz Allem war dieser Gig eine lohnenswerte schlaflose Nacht. Das Soundsystem musste wieder seine Arbeit aufnehmen und die Massive über den unverhofften Schluss hinwegtrösten. Für uns ging es noch einmal kurz nach Backstage, um mit Fantan Mojah noch einmal ins Gespräch zu kommen. Allgemeine Belustigung und Begeisterung lösten meine vorjährigen Bilder vom Summerjam aus, als sich Fantan Mojah mit Oberkörper frei präsentierte. Davon möchte er unbedingt ein neues Poster machen, meinte er, und wird es so groß wie möglich an seine Wand hängen.
Leider konnten wir nicht länger bleiben, da wir noch eine lange Fahrt vor uns hatten und verabschiedeten uns kurz nach 3:00 Uhr.


© Text Peter Joachim
© Fotos Peter Joachim feat. Marion+Madlen

Mein besonderer Dank geht an das Management des Cassiopeia, Sam Gilly von der House of Riddim Band, dem Management von Fantan Mojah und natürlich Fantan Mojah selbst, die mit zum Gelingen dieser Story beigetragen haben.

Interessenten für das Alben „Hail The King“, können sich unter Anderem bei www.irierecords.de umsehen.

Zum Veranstaltungskalender des Cassiopeia und weiteren Infos, gelangt Ihr über den Link: www.cassiopeia-berlin.de

Infos zu künftigen Touren und Einzelauftritten der House of Riddim Band, sowie Informationen zu dessen Projekten, findet Ihr unter www.houseofriddim.com und www.myspace.com/houseofriddim.

Kontaktaufnahme zum Autor, Kritiken u.A. unter: ib-joachim@freenet.de.

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