Reggae in Berlin

Jahcoustix - Interview

Wie hat die das Konzert gefallen?

Es war auf jeden Fall cool. 2004 war ich ja das erste mal auf dem Summerjam nur mit Akustikgitarre. 2005 habe ich dann meinen Auftritt verpasst.

Was ist denn passiert?

Ich war am Abend davor auf den Soca Reggae Riversplash in Slowenien. Am nächsten Morgen sollte wir dann fliegen, doch es gab irgendwie einen Fluglotsenstreik in Athen. Jedenfalls sind wir dann genau auf dem Summerjam angekommen, als meine Showtime war und als wir uns dann endlich durch das Gelände gekämpft hatten, war es zu spät. Insofern ist es ein absoluter Traum hier mit meiner Band auftreten zu können. Es war super cool, dass so viele Leute da waren und dass wir auf der Hauptbühne spielen durften. Die Vibes waren einfach super.

Wie bist du zum Musik machen gekommen?

Als Kind habe ich mich noch nicht so viel mit Musik befasst. Vom meinem 12. bis zu meinem 17. Lebensjahr habe ich mit meinen Eltern in Kenia gelebt. In meiner Schule dort gab es eine AG, die sich „Make your own music“ nannte. Dort wollte ich erst Schlagzeug spielen, nur das wollten acht andere auch. Ich habe mir dann die Gitarre gepackt und die ersten drei Akkorde gelernt. Danach habe ich eigentlich direkt mit dem Songs schreiben angefangen. Wir hatten auch damals keinen Sänger in der AG, also habe ich das dann auch übernommen. Das war alles mehr oder weniger Zufall bzw. Intuition. Nach Kenia habe ich in Kairo gelebt und dort mit Ach und Krach an einer deutschen Schule mein Abitur gemacht. 1999 bin ich nach München gezogen, wo ich meine Band kennen lernte und erste Studioerfahrungen gesammelt habe.

Wie kam es dann dazu, dass du so lange in Kenia gelebt hast?

Das kam durch die Arbeit meines Vaters. Als ich ein halbes Jahr alt war, sind wir von Bonn nach Mexiko gezogen, wo wir drei Jahre gelebt haben. Danach waren wir drei Jahre lang in Liberia, dann wieder in Bonn und von dort zogen wir nach New York und dann nach Kenia.
Es war aber für mich schon länger klar, dass ich nach dem Abi zurück nach Deutschland gehe. Ich habe dann eine Ausbildung angefangen und nebenbei Musik gemacht. Es hat sich dann alles so glücklich gefügt, dass ich nach der Ausbildung gar keinen Job mehr machen musste, sondern direkt einen Plattenvertrag unterschrieb. Peu à peu ging es dann los. Wir haben dabei nie fette Lablepromotion gehabt. Alles lief darüber, dass wir live spielten und versucht haben Konzerte zu bekommen.

Beeinflussen die vielen Länder, in denen du gelebt hast deine Musik in irgendeiner Weise?

Das ich Reggae mache, hängt auf jeden Fall damit zusammen. Damals in Kenia so mit 12/13 Jahren habe ich angefangen Reggae zu hören. Bob Marley, Peter Tosh, Culture, Don Carlos... Ich bin aber in meine Musik nicht festgefahren. Auf der neuen Platte sind zum Beispiel auch viele akustische Sachen drauf. Ich möchte mich da nicht festlegen sondern einfach Musik machen, die mir aus dem Herzen spricht. Inhaltlich hat mich die Zeit in Afrika natürlich sehr geprägt. Ich habe dort als weißer Junge wohl behütet gelebt und dabei jeden Tag die krasse Realität gesehen. Irgendwann fragt man sich nur noch, was man in diesem Land eigentlich macht. Man lebt dort im Überfluss und die Menschen denen das Land gehört und die eh schon unter der Kolonialisierung zu leiden hatten, sind arm und es geht ihnen schlecht. Auf der anderen Seite strahlen diese Menschen auch eine unglaubliche Positivität und große Lebensfreude aus, die man hier bei den Menschen oft nicht findet. Im Westen hat man ständig das Gefühl, dass die Leute gerade durch die Sicherheit und den Überfluss in dem sie leben, zu sehr mit der Zukunft beschäftigt sind.
Viele wirklich gute Musiker in Afrika haben nicht die Möglichkeit ins Studio zu gehen und Songs aufzunehmen, was in Deutschland in Prinzip selbstverständlich ist. Ich bin deshalb sehr dankbar dafür, dass sich mir diese Chance eröffnete.

Ist das der Grund warum du jetzt wieder in Deutschland lebst?

Es war auf jeden Fall eine bewusste Entscheidung, aber ich sage nicht, dass ich für den Rest meines Lebens hier bleiben werde. Im Moment ist Deutschland ein sehr fruchtbarer Boden für meine Musik und die Arbeit mit meiner Band.

Welche Erfahrungen hast du bis jetzt in Berlin gemacht?

Das kann ich schnell beantworten: Nur gute. (lacht). Ich mag Berlin sehr und habe auch viele Freunde dort. Ganjaman, Mellow Mark... Die Konzerte im Yaam zum Beispiel haben mir auch immer großen Spaß gemacht.
Oft wird man hier auf der Straße von Fremden angelächelt. Das ist in München, wo ich wohne schon anders, wobei man solche Sachen immer nur bedingt verallgemeinern kann. Ich habe auch schon mal überlegt nach Berlin zu ziehen, aber meine Band, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, ist nun mal in München.

Welche Pläne hast du in nächster Zeit?

Bis Mitte September bin ich fast jedes Wochenende unterwegs. Meine neue Platte „Jahcoustix and the Outsideplayers“ ist gerade raus gekommen. Im September sind wir dann auf Record Release Tour, wo wir dann auch in Berlin spielen werden. Gleichzeitig bin ich auch schon wieder am der Vorproduktion meines nächsten Albums dran, was dann im nächsten Jahr erscheinen soll. Das werde ich dann auch wieder mit meiner Band aufnehmen.

Danke für das Interview.