Reggae in Berlin

Dreadnut Inc Interview 2011

 

Stellt euch doch bitte vor, wer seid ihr und was treibt ihr so?
 
Wir sind Dreadnut Inc. aus Münster/ Paderborn und uns gibt es nach Logbuch seit 5 aber richtig aktiv sind wir seit etwa 2 Jahren. In der momentanen Besetzung spielen wir aber erst seit einem Jahr. Im gröbsten Sinne machen wir Reggae, aber eigentlich eher Offbeat Musik mit allem was Bock macht und auf die Fresse geht. Das besondere an uns ist, glaube ich, dass wir alle aus verschiedenen Musikrichtungen kommen.
 
Und die wären?
 
Unser Drummer ist Hip Hop Drummer, unsere Horns kommen aus der Jazz Ecke, aber eigentlich machen wir alle Metall (alle Lachen). Der gemeinsame Nenner sind aber Bands die Offbeatmusik nehmen und daraus etwas Eigenes machen. Das ist unser Ding und das ist das wofür wir stehen. Wir stehen auf jeden Fall für gute Liveshows!
 
Wie setzt sich eure Band zusammen?
 
Die Band ist ursprünglich aus einer Schülerband in Paderborn entstanden. Nachdem zwei unserer Mitglieder in Enschede an der Popakademie studiert haben sind nach und nach immer mehr Leute von der Akademie dazu gestoßen. Wir sind also alle studierte Musiker.
 
Ich hab draußen euren extrem geilen Tourbus bestaunen können. Wo bekommt man so ein Teil her?
 
Unser Gitarrist wohnt quasi in so einer Hippie- WG und da fahren alle solche rieeesen großen, alten Busse. Jeder. Niemand fährt ein kleines Auto! So oder so ähnlich. Auf alle Fälle ist der besagte Mitbewohner Autoschrauber und hat sich den Bus irgendwann mal fit gemacht. Nachdem er feststellte dass man den eben nicht jeden Tag fahren kann, freut er sich immer wenn er uns durch die Welt fahren kann.
 
Wie lange seid ihr zurzeit auf Tour?
 
Schon seid mehr als 3 Jahren, wenn nicht sogar noch länger! Nein Spaß haben diesen Oktober eine kleine Tour gespielt die 4 Wochenenden lang geht und teilweise halt ein wenig verlängert wurde, sprich von Donnerstag bis Montag oder so.
 
Daraus entnehme ich das die Band nicht euer Hauptberuf ist?
 
Also wir sind, wie oben schon erwähnt, alle studierte Musiker. Und viele von uns unterrichten Musik, genau das ist unser Ding. Wir hoffen natürlich alle das irgendwann genug Geld abspringt ,um nur von unserer Musik leben zu können. Aber zur Zeit ist dies leider nicht der Fall.
 
Ich habe eben gesehen das ihr zur Zeit ein Album draußen habt, erzählt doch bitte was darüber.
 
Das Album heißt in internen kreisen Igorlie (sagt Igor, der Drummer der Band). Offiziell trägt es aber den Titel „first Drop“. Wir haben 2008 schonmal eine EP aufgenommen, aber in einer fast komplett anderen Besetzung. Als die aktuelle Besetzung zusammen gefunden hat und man merkte das die Chemie passt, wurde das halt in Angriff genommen. Es heißt „ First Drop“ weil es unser erstes Album ist. Unser kleiner Schatz sozusagen. Es heißt aber auch so, weil wir uns als ein Teil des ganzen betrachten. Ich habe Freunde in Metallbands, die Gigsharing betreiben. Man tauscht untereinander Auftritte aus, um so möglichst viel Live zu spielen. Das ist im Reggae zurzeit leider noch nicht so ausgeprägt. Wir begreifen uns als kleinen Tropfen in diesem großen Becken was man Musikwelt nennt und probieren uns durch viele Liveshows einen Namen zu machen.
 
Ist das Album denn was den Vertrieb angeht in kompletter Eigenregie entstanden?
 
Ja, also wir haben alle zusammen gelegt um die Pressung zu finanzieren. Ein Label macht bei uns zurzeit noch keinen Sinn. Wir würden gerne auch Arbeit abgeben, aber wenn dann auch an Leute denen wir vertrauen!
Die Promotion haben wir über Soulfire aus München laufen lassen. Die übernehmen auch den Digitalvertrieb, wollten uns aber nicht unter Vertrag nehmen. Das war aber auch völlig okay für uns! Wir sind dankbar über die Kontakte, die wir haben und hoffen auch schon lange darauf dass zum Beispiel die Riddim auf uns zukommt um einen kleinen Bericht über uns zu schreiben. Aber das wird jetzt bald vielleicht sogar etwas. Das größte Problem ist das wir häufig nicht ins Konzept passen. Wir sind zu wenig Reggae für Reggae und zu viel Reggae für andere Musikrichtungen.
 
Warum singt ihr auf Englisch?
 
Ich hab auf Englisch angefangen und irgendwie kann man sich besser hinter der englischen Sprache verstecken. Demnächst wird diesbezüglich aber auch ein gewisser Wandel kommen. Die neuen Sachen, an denen wir arbeiten, sind teilweise auch auf Deutsch. Wir respektieren das Leute auf Deutsch singen, aber ich finde es echt schwer. Du erreichst die Leute mit Deutsch halt sehr direkt und teilweise klingt es auch ziemlich plakativ, da muss man aufpassen, das man sich nicht zu krass in Klischees verliert.
 
Das klingt so als hätten ihr, im Gegensatz zu vielen Reggae Hörern, kein Problem mit deutschsprachigem Reggae,…
 
Nein, überhaupt nicht, dass Berlin Boom Orchestra ist zum Beispiel sehr geil. Seeed, vor allem aber Peter Fox! Peter Fox ist für mich das der Udo Lindenberg unseres Zeitalters. Es gibt einfach große deutsche musikalische Dichter und da habe ich ganz viel Respekt vor. Auch im Hip Hop, Beginner sind sehr cool!
 
Die machen doch zurzeit sogar wieder ein Album oder?
 
Hoffentlich!
2012 kommt das neue Album raus! Der Meister weiß Bescheid, fragt mich, …ich habe die Cappie aufm Kopf, ich bin Mister XY! (Wortlaus des Drummers)
 
Was kann man in Zukunft noch von euch erwarten?
 
Wir machen jetzt erstmal eine Konzertpause um neue Songs zu schreiben. Wir haben in letzter Zeit extrem viele Konzerte gespielt und da ist enorm viel Probezeit drauf gegangen. Jetzt ist uns erstmal wichtig eine neue Liveshow auf die Beine zu stellen und neue Songs zu machen. Sobald wir genügend zusammen haben nehmen wir auch ein neues Album auf.
 
Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören euch!
 
Ich muss unbedingt mal loswerden das in Deutschland so unheimlich viele, saugute, Livebands unterwegs sind, die alle für viel zu wenig Geld spielen. Sie spielen einfach weil sie Bock drauf haben und ich hoffe das sie noch genug Puste und Spucke haben um das auch weiterhin durchzuziehen!
 
Interview 21.10.2011 Marcus