Reggae in Berlin

Martin Zobel - Interview

Martin, du bist jetzt hier in diesen Kontext von Action No Words. Ich gehe davon aus, dass es sich nicht dabei um die ersten Cherity Sachen handelt, welche du mit machst.

Daher, ist es für Dich eine Art persönliche Verpflichtung, auf solchen Veranstaltungen  mit zu wirken?

 

Was heißt Verpflichtung, es sollte als Künstler irgendwie Selbstverständlich sein dem mit zu wirken. Gerade als Künstler bekommt man viele Anfragen für solche Benefizveranstaltungen.

Der Punkt ist der, dass einfach diese Musik transportiert wird, genau wie die Message und deshalb finde ich es unheimlich wichtig, dass man das ganze auch nach außen bringt.

 Ich meine, was kann ich schon tun?

Ich bin ja auch nur ein Typus Sprachrohr und erzähle ja auch nichts Neues auf der Bühne. Ich drücke nur ein Gefühl aus, was überhaupt unter den Leuten je vorhanden ist. Ich Visualisiere Quasi dieses und dadurch finden sich viele in meinen Texten wieder. Was die Cherity Tatsachen betrifft, viele Leute meinen, dass solche Veranstaltungen nur kleine Tropfen auf den heißen Stein seien. Doch ich meine, nur viele Tropfen füllen den Stein. Deswegen bin ich auch davon überzeugt, dass dies ein Ansatzpunkt ist, wo man mit vielen Personen in Kontakt treten  kann. Es existieren ja zwei wichtige Bedeutungen. Zum einen zahlen sie Ihren Beitrag dazu, wenn Sie Eintritt zahlen und du machst Sie darauf aufmerksam, was außen herum stattfindet. Ich denke da an  Promotion und alles weitere.

Das erste Benefizkonzert was ich gemacht habe, war für das Baobab-Family-Projekt in Kenia und war seitdem auch immer mein Herzensprojekt gewesen. Die Bezeichnung Herzensprojekt deshalb, weil ich denjenigen kenne, welcher dieses auf die Beine gestellt hat und von daher weiß ich genau, wie viel Herzblut, er dort hineinsteckte. Genau das war dann der Grund für mich, weshalb nie der Glauben versank, daran zu zweifeln.

Man muss es sich so vorstellen:

Derjenige, welcher das Projekt auf die Beine stellte, war alleine, bewirkte so viel, was mich persönlich unheimlich stark beeindruckte. Deswegen, sehe ich es nicht als Idealismus, was ich vorher schon auf der Bühne sagte, sondern eher als ein Stück Realismus an. Solange man den Glauben nicht verliert, dass was verändert werden kann, ist es auch schaffbar!

Es klingt vielleicht für manche Menschen eher Naiv, doch ich weiß, dass es  ist nicht  Naivität ist. Gerade deshalb, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe.

Und von daher sehe ich solche Veranstaltungen nicht als eine Verpflichtung für mich selbst, sondern eher als eine Selbstverständlichkeit, solche Benefizkonzerte zu unterstützen.

 

 

Bist du jetzt das Erste mal hier in Berlin bzw.  im Yaam, oder warst du schon öfter augenblicklich?

 

Das Zweite mal bin ich jetzt in Berlin, aber das Erste mal war ich auch im Yaam , wobei es sich damals auch um ein Cheritykonzert handelte. Das ganze fand damals draußen Nachmittag am Strand  und nicht wie heute hier drinnen statt.

Das war sogar die Zeit, als ich anfing Musik zu machen und  deshalb stand auch nicht solch große Massive vor der Bühne, wie gegenwärtig es der Fall war.

Es waren damals schon ein paar Leute anwesend und deswegen ist es jetzt nicht richtig das Erste mal für mich, hier in Berlin auf der Bühne zu stehen.

 

Wie fandest du die Reaktion der Massive, was Deine Akustik-Gitarrenmusik betrifft, welche ja ziemlich an Martin Jondo erinnert und zugleich mag ich Dich jetzt nicht Werten, doch ich frage jetzt trotzdem, war der Respond vom Publikum nun besser oder schlechter als in Bayern, wo du ja bekanntlich daheim und somit auch öfter vertreten bist als in Berlin?

 

Also man muss sagen, natürlich in Bayern ist es nun mal so, dass mich dort einfach viele Leute schon kennen. Sobald ich dann auf der Bühne bin, steht dementsprechend schon die Massive am Start. Das war heute im Yaam nicht so gewesen, sondern man muss die Leute erstmal vor die Bühne spielen. Trotzdem ist es immer spannend, wenn man irgendwo hinkommt und gerade Berlin ist ja solch eine große Stadt mit unheimlich vielen Angeboten von Veranstaltungen. Viele produzieren Musik, organisieren Party’s, so dass man infolgedessen total gespannt ist, wie die Menschen auf meinen Akustikgesang reagieren.

Ich war aber auch super erfreut, dass es so positiv aufgenommen wurde, zumal vor allem auch Leute da waren, welche zu meinen Song’s mitsingen konnten, was mich noch mehr erstaunte. Von daher bin ich sehr Dankbar, dass dieses Konzert so erfreulich abgelaufen ist. Also besser oder schlechter kann man nach wie vor nicht sagen, denn es ist immer anders und mit Bayern zu vergleichen ist es natürlich schwierig.

Schwierig deshalb, weil ich dort schon jahrelange Arbeit geleistet habe, in Form von Konzerte und von daher ein größeres Feedback von Anfang an da ist.

 

 

Da du ja auch mit Jahcoustix zusammen das Baobab-Familiy-Project unterstützt, habt Ihr speziell schon viele Konzerte in Bayern auf die Beine gestellt?

 

Eigentlich weniger wahrscheinlich wie gedacht wird. Wir haben zwar schon öfter mal zusammen gespielt, auch einmal so ne kleine Tour zusammen gemacht, wo wir beide mit unseren Akustikgitarren unterwegs waren. Wir wechselten uns auf der Bühne ab. Zuerst sang ich, später Jah Coustix und schließlich dann zusammen.  So etwas haben wir schon mal getan. Nur waren wir damals in Miltenberg/Main und spielten zusammen im Big Mama.

Aber ansonsten hab ich jetzt nicht so viel mit Jah Coustix zu tun als man denkt. Wir wohnen klar beide zusammen in derselben Stadt München, doch wenn man selber so oft in ganz Deutschland unterwegs ist, bin ich beispielsweise vielmehr mit Ganjaman zusammen, als wie mit Jah Coustix.

 

 

Als Dein Album Soul to Soul erschien, war dies für Dich ein  entscheidender Schritt?

Also es war für mich voll der Schritt gewesen, weil es die Erste Platte ist, welche überhaupt in Vertrieb ist.

 

 

Du verkörperst ja ein großes Projekt. Was verhoffst du Dir zukünftig gerade mit Deiner Musik?

 

Ich verhoff mir eigentlich davon, dass ich möglichst viele Leute einfach, ja was heißt verändern. Nee, zu verändern wäre jetzt zuviel gesagt. Weißte, Musik hat bei mir damals viel verändert und deshalb hab ich auch den Glauben daran, dass Musik was verändert. Ich glaube auch daran, solang die Musik ehrlich und authentisch ist, was ich übrigens versuche, kann ich wesentlich  prägnanter wirken.

Mein Ziel für die Zukunft ist eigentlich, noch viel treffender zu werden.

Ich habe angefangen Musik zu machen und dann kam schon langsam die Idee, wow, du besitzt die Möglichkeit auf der Bühne zu stehen und du kannst Dich mit den Leuten austauschen.

Man merkt ja auch das Feedback von den Leuten. Sei es von denen, welche vor der Bühne stehen oder per Mail’s. Und dann kam auch schon der Gedanke, wie kann ich es noch viel direkter sagen. Weißte, so wie kann ich auf den Punkt kommen? Mein Ziel ist, dass ich irgendwann mal auf der Bühne stehe und in drei Wörtern das sagen kann was ich möchte und treffe dabei die Zuhörer mitten ins Herz. So das die Massive wirklich vor der Bühne steht und das Gefühl bekommt, boar genau so.

 

 

Also, klare Zielvorstellung für Dich ist es, mehr Aufmerksamkeit vom Publikum selbst?

 

Ich erhoff mir dadurch eigentlich nur, dass dadurch ein Ruck passiert und ich glaube wir alle arbeiten daran. Jeder ist ein kleiner Teil daran und ich glaube jeder einzelne hat natürlich sehr viel Kraft, was auch wirklich wahr ist. Jeder einzelne hat schon immer was verändert, sei es durch irgendwelche Erfindungen oder Geschichten. Doch, in der Masse waren wir schon immer stark und haben dann ob  Revolutionen oder ähnliches, was in Bewegung gebracht.

Jedenfalls haben wir in der Masse was verändert.

Ich glaube einfach daran, wenn man als Musiker auf der Bühne steht, da bist du so reflektiert, so direkt, konkret in deiner Vorstellung, nicht aber nur in dieser, sondern auch in deinem Ausdruck, wobei du dann die  Möglichkeit bekommst, Leute mit Dir zu reißen und mit auf Deinen Weg zu nehmen. Und das ist genau meine Zielvorstellung, was ich auch erst in den letzten Jahren gelernt habe. Es ist einfach ein Teil Song’s zu schreiben, welche von Herzen kommen und wo andere Leute sich wieder finden können. Dies ist aber auch ein ganz wichtiger Teil, wenn du die Zeit hast, auf der Bühne zu stehen, dabei noch zwischen den Song’s den Bogen zu spannen, zu den Leuten rüber zu greifen, dass ganze aber mit einer solchen Intensität, so dass die Leute vor die Bühne stehen, Gänsehaut bekommen, dabei denken <boar Yeh man> ich folge Dir bis ans Ende der Welt und wir machen das zusammen!

Dieses Gefühl hab ich bei Künstlern die wirklich authentisch sind und irgendwie ist Ganjaman für mich einer der authentischsten Künstler in Deutschland.

 

Um jetzt aber mal die Frag umzustellen, was ich genau nicht will, ist, ich lebe natürlich von meiner Musik und ich will natürlich auch in Zukunft weiterhin davon leben können.

Dies ist natürlich ein Nebeneffekt, der mit sich kommt, aber wenn ich das nur vor Augen habe, dieses ich möchte davon leben, meine Familie davon ernähren, dann passiert der Rest umgekehrt. Wenn ich mich darauf fokussiere, worum es mir eigentlich geht, dann möchte ich eben nicht, dass ich mal irgendwann ein Artist bin, wo andere Künstler, welche nach uns kommen und welche wir dann beeinflusst haben, weil wir ja gerade auch Reggaegeschichte schreiben. Natürlich Reggaegeschichte in einem geringen Maße.

Aber was ich eigentlich ausdrücken will ist, ich will einfach nicht, dass die Künstler, welche nach mir kommen und sagen, ja der Martin Zobel, der war früher mal ganz Cool und jetzt hat er sein Ideal verkauft oder verloren. Das genau möchte ich eben nicht erreichen!

Ich möchte auch nicht irgendwann mal auf die Bühne gehen und ganz anders sein, als das was ich auf der Bühne erzähle und deswegen sind solche Künstler wie Ganjaman extrem wichtig.

Wichtig, wo ich merke, wow der ist einfach so und deswegen hab ich auch solch einen großen Respekt vor Ihm.


Hast du von dem was du auf die Beine stellst, ich denke da eher an das Familiy-Projekt in Kenia, Feedback oder Leserbriefe von einigen Afrikanern oder auch Jamaicanern erhalten?

 

Ja schon, z.B. Leserbriefe aus Südamerika, Neuseeland usw. doch meist waren es Briefe von Personen, welche hier mal zu Besuch waren. Was mich immer wieder erfreut ist, wenn Afrika/Jamaikanischstämmige Leute während meines Auftrittes anwesend sind und nach dem zu mir kommen, um auf Ihre Art Dank auszudrücken. Das hat mir schon sehr gut gefallen, weil eigentlich bedienen wir uns ja auf Ihre Elemente. Solche Elemente, welche sie uns gegeben haben. Ich selbst mache ja keinen Jamaikanischen Reggae, überhaupt nicht.

Man hört ja auch nicht in meinen Liedern was über Rastafarie oder so. Deswegen nicht, weil ich mich nicht als Rasta bekenne, da ich ja nicht auf Jamaika geboren bin sondern in Deutschland.

Letztendlich verarbeite ich meinen Standpunkt und nicht den westlichen.

Deswegen will ich mich auch beharren authentisch zu bleiben und solange man authentisch bleibt, besteht auch nicht die Gefahr, dass die Leute Dich irgendwann mal verlassen.

Genau das ist der Punkt!

Noch einmal, solange man authentisch auf dieser Basis bleibt und weiter macht, wird die Massive weiterhin wachsen und Dir zuhören.

 

 

Also du meinst, es ist die Ehrlichkeit, welche bleibt?

 

Ja genau richtig, die Leute spüren das früher oder später und wenn Sie es merken, lassen Sie Dich fallen und wenden sich von Dir ab. Das ist auch der wichtige und eigentliche Punkt, welchen ich niemals erreichen will!

 

 

Du meintest ja, du machst keinen Jamaikanischen Reggae, was man auch gemerkt und gehört hat. Nichts des do trotz singst du Englisch, ausschließlich?

 

Nein, nicht ausschließlich.

 

 

Warum hast du Dich trotzdem dazu entschieden, auf Englisch zu singen?

 

Ist eigentlich relativ Simple zu erklären. Da existieren nämlich zwei Hauptgründe.

 

Der Erste Grund war der gewesen, Reggae ist eine Musik, welcher eine Message transportiert. Doch nicht jeder ist gerade vom Feeling her so drauf, dass er sich diese Message geben möchte. Und wenn ich jetzt in Deutschland auf Englisch singe, dann lasse ich dem Besucher  die Wahl, meine doch einfachen, vorgegebenen Schlagwörter, aufzunehmen.

Mag ja sein, dass er sich zu der Musik nur bewegen will oder aber er lässt sich auf meine Wörter ein und wenn es dem Publikum interessiert,  werden sie mir auch zuhören.

Das war eigentlich auch die Idee gewesen, weshalb ich dem Publikum die Wahl überlasse, mir aufzupassen. 

 

Der Zweite einfache Grund war, die Musik ist Internationaler. D.h. ich habe die Möglichkeit auch außerhalb von Deutschland zu singen und mich verstehen die Leute.

Und wenn man sich überlegt, wie viel Prozent der Weltbevölkerung Deutsch spricht, ist es für relativ plausibel zu erklären, weshalb ich Englisch singe.

 

 

  

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