Reggae in Berlin

IRIE RÉVOLTÉS - Interview

Da die zwei Brüder und Leadsänger der Band Mal Élevé und Carlito Berlin vor einige Zeit zu ihrer neuen Heimat gemacht haben, war es für uns ein Leichtes sie für ein Interview zu treffen.

 


Wie hat es mit Irie Révoltés begonnen?

Mal Élevé: Angefangen hat es mit dem Schlagzeuger und mir. Vor vielen Jahren spielten wir in einer Punkband, die sich dann aber auflöste. Mit der Zeit änderte sich unser Musikgeschmack und wir gingen immer mehr auf Reggae und HipHop ab. Bald darauf wollten wir wieder eine Band gründen. Mein Bruder und unser Saxophonist stießen dann zu uns und zusammen mit Freunden, die Gitarre und Bass spielte fingen wir an im Keller eines Freundes zu proben. Unserer ersten Auftritt hatten wir auf der Geburtstagsfeier unseres Bassisten.
Diese Bandformation blieb eine ganze Weile bestehen, bis einige die Band aus Zeitgründen verließen.

Ihr seit vor einiger Zeit von Heidelberg nach Berlin gezogen, was hat euch dazu bewegt?

Carlito: Ich bin aus privaten Gründen hergezogen. Ansonsten sind wir vorrangig wegen der Albumproduktion hergekommen. Viele unserer Geschäftspartner und Kontakte sind hier und auch sonst geht in Berlin einfach mehr. Wir haben hier inzwischen Fuß gefasst und wollten auch nach der Produktion erstmal hier bleiben.

Ist jetzt die ganze Band in Berlin?

Carlito: Wir sind zu Teil hier. Die eine Hälfte wohnt jetzt in Berlin und die andere ist in ganz Deutschland verteilt. Wir sind aber so viel unterwegs, dass es eigentlich egal ist, wo wir wohnen.

Wie organisiert ihr denn dann die Proben?

Carlito: Wir proben saisonal je nach dem, wie unsere Auftritte fallen. Vor dem Sommer haben wir in Süddeutschland intensiv für die Festivals geprobt und uns ein Set zusammen gestellt, welches wir je nach Länge des Auftritts variirt haben. Für die nächsten Konzerte werden wir hier in Berlin proben, was für uns deutlich weniger Aufwand bedeutet.

Mal Élevé: In nächster Zeit werden wir nur wenige Gigs spielen. Wegen der Produktion des neuen Albums haben wir alles andere zurückgefahren.

Ihr treten viel auf Demos auf und engagiert euch politisch, war das immer so?

Mal Élevé: Das war im Prinzip von Anfang an fester Bestandteil unserer Band. Viele in der Band waren auch schon vorher aktiv und das kombinierten wir dann mit der Musik. Für Demos etc. braucht man immer Musik, um die Stimmung anzuheizen und auch Leute anzuziehen, die sich sonst vielleicht gar nicht dafür interessiert hätten. Auf der einen Seite wollten wir die Themen textlich rüberbringen, aber sie auf der anderen Seite so in die Tat umsetzen, dass man Aktionen damit unterstützen kann.

Wobei wahrscheinlich die wenigsten Leute eure Texte wirklich verstehen können.

Carlito: Auf dem nächsten Album werden auch mehr deutschsprachige Texte zu finden sein. Trotzdem wollen wir beim Französischen bleiben, weil das unser Ding ist. Normalerweise erzählen wir auf Konzerten, worum es in den Liedern geht und dann fühlt man vieles auch, denke ich.

Ihr seit mit französischen Texten recht erfolgreich in Deutschland. Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus?

Carlito: Im vorigen Jahr haben wir eine Tour durch Frankreich gemacht, bei der es aber einige Probleme gab. Das wollen wir auf jeden Fall mit dem neuen Album noch mal in Angriff nehmen. Wir sind auch ziemlich erfolgreich in Tschechien, Italien, Österreich, Schweiz...

Mal Élevé: Auch in Frankreich, Luxemburg oder Belgien war die Resonanz immer recht gut. Die Leute dort verstehen viel mehr von unseren Texten und sind deshalb anders davon berührt als die Menschen in Deutschland.

Was könnt ihr mir jetzt schon über euer neues Album verraten?

Carlito: Wir sind im Moment noch voll in der Aufnahmephase und wissen noch nicht genau welche Songs mit auf das Album kommen. Ein konkretes Release-Datum gibt es auch noch nicht, aber wir hoffen, dass es im Frühjahr nächsten Jahren rauskommen wird.

Mal Élevé: Wir wollen aber auf jeden Fall mit dem neuen Album musikalisch einen Schritt nach vorne machen und wir sind dabei unsere Texte noch mehr ausreifen zu lassen. Wir haben bisher viele Stile miteinander verknüpft und wollen weiter Neues ausprobieren. In dem Zusammenhang haben wir auch zwei Produzenten gefunden, mit denen wir sehr gut arbeiten können und die uns mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen.

Bis jetzt habt ihr euch keinem Label anvertraut, sondern alles selbst gemacht, wollt ihr das auch in Zukunft so machen?

Carlito: Gerade, weil uns die Themen unser Lieder so wichtig sind, wollen wir von keinem Label diktiert bekommen worüber wir singen sollen. Bis jetzt haben wir keinen Partner gefunden, bei dem alles gepasst hätte und der uns wollten, weil wir so sind wie wir sind. Im Moment sind wir mit mehreren Labels im Gespräch. Es ist aber noch alles offen.

Mal Élevé: Wir wollen uns von Niemandem verbiegen lassen, gleichzeitig brauchen wir aber auch jemanden, der uns die ganze Arbeit drumherum abnimmt, damit wir uns ganz auf unsere Musik konzentrieren können.

Wann ist euer nächstes Konzert in Berlin?

Mal Élevé: Das nächste Mal spielen wir im Lido am 13.11.2008. Das Konzert wird auf jeden Fall fett werden. Wir bereiten ein paar Specials vor und es wird auch einige Gäste geben. Wer wird aber noch nicht verraten ;-)

Carlito: Mit der Band haben wir seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr in Berlin gespielt. Wir waren zwar als MCs präsent, aber eben nicht als Irie Revoltés. Wir wollen uns auf keinen Fall überspielen, denn das ist für jeden Künstler der Genickschuss.

Ihr unterstützt einige soziale Projekte, was könnt ihr mir darüber erzählen?

Mal Élevé: Ich bin zum Beispiel Mitbegründer des Projekts „Rollies für Afrika“, darüber dürfte man auch einiges im Internet finden. Das Projekt ist in Heidelberg ziemlich gut angekommen, denn viele Leute haben Krücken oder ähnliches zu Hause nutzlos rumliegen, die andere Menschen wirklich brauchen würden. Ích will auch bald in Berlin mit der Promotion für das Projekt anfangen.

Vor einiger Zeit habt ihr Révlotés TV ins Leben gerufen, was genau ist darunter zu verstehen?

Carlito: Am Anfang war das ganze als eine Art Tour-Tagebuch gedacht. Damals habe ich mit einem einfachen Bericht und Fotos angefangen bis dann die Idee mit dem Video kam. Wir berichten nicht nur über Konzerte und Festivals, sondern auch über die Albumproduktion. Inzwischen gibt es die Sendung wöchentlich auf www.revoltes.tv zu sehen. Es ist ein Riesenaufwand alles zu schneiden, das geht oft bis in die frühen Morgenstunden. Für uns persönlich ist es natürlich aber auch immer eine schöne Erinnerung.

Danke, dass ich euch die Zeit für mich genommen habt.