Reggae in Berlin

Fat Freddy's Drop - Interview

 

Wie habt ihr mit dem Musik machen angefangen?

Angefangen haben wir als Sound System mit mir als DJ. Irgendwann kamen dann Joe Dukie, unser Sänger und Toby Laing, unser Trompeter zu mir. Sie freestylten auf Partys über meine Sets. Damals war das noch ein reines Hobby von uns, doch mit der Zeit wurden wir immer bekannter. So beschlossen wir mehr Mitglieder in unsere „Band“ aufzunehmen und mehr in Richtung Livemusik zu gehen.

Seit ihr zur Zeit bei einem Label unter Vertrag?

Nein, wir haben uns dazu entschlossen unabhängig zu bleiben. Doch das ist auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit. Meine Frau ist unsere Managerin und kümmert sich um die ganzen geschäftlichen Angelegenheiten. Es ist für uns eindeutig rentabler, wenn wir alles allein machen, da sich die Labels oft einen Großteil des Gewinns selbst einstecken. In Neuseeland bekommt man bei einem Label vielleicht zwei Dollar pro verkaufter CD, die im Landen dann 20 Dollar kostet. So verdienen wir an die 15 Dollar, das ist ein gewaltiger Unterschied.


Erzähl uns doch bitte etwas über euer neues Album.

Eigentlich sollte das Album schon jetzt im Herbst rauskommen und unsere momentane Tour sollte eine Album-Release-Tour werden, doch wir waren noch nicht ganz mit dem Ergebnis zufrieden. Nach der Tour werden wir noch einmal ins Studio gehen, um weiter an dem Album zu arbeiten. Wenn wir es schaffen im Februar mit dem Mastering fertig zu werden, wird die CD ab März hier in Europa erhältlich sein.


Was genau erwartet uns dann?

Das Album zeigt, wie wir uns weiterentwickelt haben. Wir haben uns musikalisch und textlich verbessert in den letzten Jahren. Durch den Erfolg des ersten Albums hatten wir auch die finanziellen Mittel, um unser Studio zu erweitern. Viele Leute betrachtetn uns als Reggae-Band, doch wir vereinen viele weitere Stile in unserer Musik, was auf dem neuen Album noch deutlicher werden wird. Doch Reggae wird wohl immer unsere große Liebe bleiben.

Woher kommen all diese Einflüsse?

Musikalisch treffen wir alle Entscheidungen demokratisch. Wir schreiben die Texte zusammen und produzieren die Songs auch gemeinsam. Wir haben dabei keinen konkreten Plan, wie unser Album klingen soll. Wir bringen einfach jedenMenge Ideen in die einzelnen Lieder ein und entscheiden dann zusammen.

Euer erstes Album war in Neuseeland ein Riesenerfolg. Fühlt ihr euch unter Druck gesetzt diesen Erfolg mit dem neuen Album wiederholen zu müssen?

Nein. Bei dem neuen Album geht es uns mehr darum Fat Freddys Drop über Neuseeland hinaus bekannt zu machen. Ich denke nicht, dass wir den Erfolg von „Baseed On A True Story“ wiederholen können. Neuseeland ist nicht groß und die Hysterie, welche sich damals entwickelte ist vorbei. Natürlich wäre es toll noch einmal so viele CDs zu verkaufen, aber wir rechnen nicht damit. Wir konzentrieren uns jetzt eher darauf unsere Musik nach Europa oder Asien zu bringen.


Reagieren die Menschen hier in Europa anderes auf eure Musik als die bei euch zu Hause?

Um ehrlich zu sein gefällt es mir besser hier in Berlin bzw. in Europa überhaupt aufzutreten. Das Publikum in Neuseeland ist immer recht lauf und hysterisch. Hier habe ich das Gefühl, dass die Menschen wirklich der Musik zuhören. Neuseeland ist ein junges Land und musikalisch in vielerlei Hinsicht unerfahrener. Damit meine ich sowohl die Musiker und Produzenten als auch das Publikum.

Von Neuseeland aus zu touren ist sicherlich immer mit einer Menge Aufwand verbunden. Habt ihr je daran gedacht euren Wohnsitz zu wechseln?

Über die Jahre war es immer wieder im Gespräch nach Berlin zu ziehen. Wenn wir alle noch 20 wären, hätten wir das wahrscheinlich auch gemacht. Doch heute haben wir alle eine Familie. Jeder in der Band hat andere Ziele, die er in seinem Leben erreichen will. Daher ist es wohl das Beste für uns, wenn wir zu Hause in Neuseeland bleiben und weiter in vertrauter Umgebung unsere Musik machen. Auch wenn wir viel unterwegs sind, ist das immer noch leichter für uns, als irgendwo ein komplett neues Leben aufbauen zu müssen.

Aus welchem Grund würde denn Berlin für dich in Frage kommen?

Ich mag Berlin einfach. Von allen großen Städten, durch die wir in Europa touren, macht Berlin den entspanntesten Eindruck auf mich. Es ist auch relativ günstig hier zu leben und die Stadt wirkt echt.

Ich habe gelesen, dass du Rugby gespielt hast bevor du DJ wurdest, stimmt das?

Ja, das ist richtig. Ich habe damals viel Sport getrieben und Rugby ist wohl der populärste Sport in Neuseeland. Als Teenager war ich ein sehr guter Sportler, aber ich sah darin keine Zukunft für mich. Darum habe ich mich, als ich erwachsen wurde nach etwas anderem umgesehen und bin zur Musik gekommen. Ich liebe Musik mehr als Sport und so habe ich diesen Weg gewählt.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast.


Foto"s - Fat Freddy"s Drop @ Columbiahalle 25.11.08