Reggae in Berlin

Cocoa Tea - Interview

 

Bist du mit dem Konzert zufrieden?

Ich wurde sehr herzlich vom Publikum empfangen, was mich sehr gefreut hat. Trotzdem bin ich mit dem Konzert nicht sehr zufrieden. Es war nicht die Art von Show, welche ich sonst liefere. Es war das erste Mal, dass ich mit der Band zusammen spielte. Wir hatten vorher kaum Zeit zum Üben. Deshalb waren die Musiker auch nicht vertraut mit den Dingen ich auf der Bühne machen. Die Vibes haben gestimmt und das Feedback vom Publikum war toll, aber normaler Weise sind meine Shows besser. Ich persönlich bin etwas enttäuscht von dem Konzert.

 

Wie bist du zu deinem Namen gekommen?

Manchmal wollte meine Mutter abends nicht mehr für uns Kinder kochen. Dann gab sie uns einfach Brot und kochte Tee. Das hat mich immer gefreut, weil ich Cocoa Tea sehr gerne trank. Meine Geschwister und unsere Nachbarn haben dann irgendwann angefangen mich Cocoa Tea zu nennen, was mir zuerst gar nicht gefallen hat. Das hat sich jedoch mit der Zeit geändert und heute identifiziere ich mich voll und ganz mit diesem Namen. Ich denke ich verdanke diesem Namen eine Menge. Ich hätte auch Platten unter meinem eigenen Namen herausbringen können, doch ich bin mir sicher, dass ich so mehr Erfolg habe „coz Cocoa Tea is alway hot!“ (lacht)

Du hast vor einiger Zeit einen positiven Song über Barack Obama veröffentlicht, was sehr ungewöhnlich ist. Wie kam es dazu?

In Amerika muss sich dringend etwas verändern. Was Washington betrifft, betrifft die ganze Welt. Die jetzigen Machthaber haben eine Menge getan, was die Welt negativ beeinflusst hat. Die Preise für Lebensmittel und Öl sind stark gestiegen, wofür unter anderem auch der Krieg mit dem Irak und Afghanistan verantwortlich ist. Die Ressourcen der Welt sind begrenzt und die Armen werden immer noch ärmer. Es wäre schön, wenn die Veränderungen, die Obama durchsetzten will, auch wirklich stattfinden. John McCain würde letztendlich nur weitere vier oder acht Jahre Bush bedeuten. Barack Obama ist ein Politiker und Politiker versprechen vieles nur um gewählt zu werden. Nicht alle seine Beschlüsse werden gut für die Menschen sein, doch ich denke, dass es schon ein großer Fortschritt gegenüber der Bush-Regierung wäre, wenn Obama einige seiner Forderungen wahr machen würde.

 

Du bist nun schon sehr lange im Geschäft. Wie hat sich die Musik in der Zeit verändert?

Die Musik hat sich in dieser Zeit sehr verändert und es gab eine Menge technischer Revolutionen. Ich versuche aber bei den Wurzeln des Reggae zu bleiben. Es geht mir mehr darum eine Botschaft zu verbreiten, als die Leute einfach nur zu unterhalten. Ich finde es jedoch wichtig, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beidem besteht. Ich möchte gerade die jüngere Generation zum Nachdenken bringen. Reggae ist dazu da, Menschen auf der ganzen Welt zu vereinen und genau das will ich mit meiner Musik erreichen. Meine Musik reflektiert mein Leben. Ich lebe kein Gangsterleben, also verbreite ich auch keine Gangsterlyriks, die voller Hass und Gewalt sind. Das ist nicht meine Philosophie.

Gerade in den letzten Jahren hat die Gewalt in Lidern stark zugenommen. Wie siehst du dieses Problem?

In Jamaika gibt es auch viele Newcomer, die positive Vibes verbreiten, doch sie bekommen zu wenig Beachtung. Die Medien sind nur auf Dancehall und Gangstermusik fixiert. Viele Künstler fordern ein Ende der Gewalt, doch sie werden von den Radiosendern nicht gespielt. Dadurch fangen viele überhaupt erst an gewalttätige Texte zu schreiben. Sie sehen einfach keine andere Möglichkeit im Geschäft Erfolg zu haben. Bevor sich also an den Lyriks etwas ändert, müssen zuerst die Medien und Radiostationen umdenken.

Du warst/bist mit deiner Musik sehr erfolgreich. Gibt es da noch Dinge, die du doch erreichen willst?

Ich bin nie vollkommen zufrieden mit dem, was ich tue. Ich habe in dem Business angefangen, um die Welt zu verändern. Natürlich ist das keine Sache, die ein einzelner Mann vollbringen kann, doch ich will mit meiner Musik so viel wie möglich dazu beitragen, solange ich die Kraft dazu habe. Ich habe keine konkreten Ziele, die ich erreichen will, da es mir nicht darum geht reich zu werden oder einen Grammy zu gewinnen. Es ist wichtiger, dass die Leute meine Stimme hören und meine Botschaft aufnehmen. Ich möchte den Menschen, denen es schlecht geht Hoffnung machen.

Bist du lieber im Studio, auf der Bühne oder vielleicht doch allein für dich, um nachzudenken und Songs zu schreiben?

Cocoa Tea existiert nicht wirklich ohne Musik. In Jamaika lebe ich auf dem Land, wo es ruhig und friedlich ist. Ich habe dort viel Zeit zum nachdenken und dort entstehen dann auch meine Songs. Ich schreibe über Dinge, die ich sehe und welche das Leben der Menschen beeinflussen. Man wird täglich damit konfrontiert, ob nun im Fernsehen, in der Zeitung oder direkt auf der Straße. Ich stehe gerne auf der Bühne und bin auch gerne im Studio. Einfach alles in meinem Leben hat mit Musik zu tun.

Du forderst wie viele andere Künstler auch die Legalisierung von Marihuana...

In der Bibel steht: „The gras was made for the cows and horses and the herb of the land for the use of man“. Menschen sollten nicht verhaftet und verurteilt werden, weil sie sich daran halten. Marihuana ist eine Pflanze genau wie Kamille oder Zimt. Sie wurde uns von Gott gegeben und wurde nicht von Menschen erschaffen wie Ecstasy oder Kokain. Auch die Medikamente, die man in Krankenhäusern bekommt, wurden künstlich im Labor hergestellt. Sie sollten viel eher verboten werden als Gunjah, da sie unnatürlich sind. Viele Dinge werden heute kriminalisiert obwohl sie entkriminalisiert werden sollten und umgekehrt. Deswegen müssen wir weiter gegen Babylon kämpfen.

Denkst du, dass sich daran bald etwas ändern wird?

Leider wird sich daran so schnell nichts ändern, da die Machthaber ein großes Interesse daran haben, dass alles so bleibt wie es ist. Drogen in Medikamenten werden von großen Firmen vertrieben, die daran Millionen verdienen. Es sind immer nur die einfachen Leute, die wegen den Besitzt von Marihuana verfolgt werden. Reiche Menschen oder Politiker werden kaum für ihre Vergehen belangt.
Klar, Rauchen ist eine Sache, die einem selbst und anderen schaden kann, doch es gibt viele andere Möglichkeiten Gunjah zu nutzen. Jeder Mensch sollte das Recht haben frei über sein Schicksal zu entscheiden.

In deinen Texten geht es auch oft darum sich zu besinnen und Abstand von Babylon zu bekommen. Hast du diesen Abstand für dich erreicht?

Nein, noch nicht. Babylon umgibt uns ständig. Das gesamte westliche System beutet die Menschen aus und macht ihnen das Leben schwer. Mein Ziel ist es mich auf Afrika zu konzentrieren, weil dort die Menschen vereint und zufrieden leben könnten, wenn es nicht die ganzen Kriege gäbe. Babylon steht nicht für einen Ort sondern für das Schlechte in den Menschen. Sie haben den von Gott erschaffenen Planeten durch Verschmutzung und Zerstörung zu einem Ort gemacht. Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass Umweltverschmutzung schwere Konsequenzen für die Erde und unser Leben haben wird. Doch erst jetzt, wo es fast zu spät ist, fängt man an darüber nachzudenken. Vorher ging es immer nur darum möglichst viel Geld zu machen. Wenn es so weiter geht wird früher oder später die ganze Welt bis auf wenige Orte komplett zerstört sein.

Vielen Danke für das Interview.