Reggae in Berlin

Baby Cham Interview 2011


RIB: Hey Cham, du warst jetzt drei Mal in Berlin, das letzte Mal 2008. Haben die Berliner dich nicht vorher gefragt wieder hierher zu kommen?  

 

Cham: Ich denke, dass Problem bin ich. Ich habe so viele Konzerte, so dass es etwas schwierig ist nach Europa zu kommen. Wenn ich mit der Band kommen möchte, ist das in den Staaten um einiges einfacher als hier. In Europa musst du eine komplette Tour planen, damit es sich rechnet.


RIB: Ich verstehe, denn hier in Berlin schrumpft die Reggae Community, was es sehr schwer macht, lukrativ etwas auf die Beine zu stellen.  

Cham: Meine Tour läuft bisher gut. Ich habe Auftritte in den verschiedensten Orten, die Leute gehen ab. Wir wollen Deutschland zurück auf das Level bringen, so dass die Konzerte voll werden und aus allen Nähten platzen.  

RIB: Du hast im Vorfeld über die Musik geredet und das du sie lebendig halten möchtest. Ich sehe derweil, dass speziell der Dancehall in eine seltsame Richtung läuft.Jeder Song hat seinen eigenen Move. Für mich stellt es sich so da, dass Dancehall nur noch dafür da ist, um den Moves einen Sinn zugeben. Wie siehst du das?  

Cham: Na ja, es ist so. Dancehall wurde von unseren Vorgänger etabliert. Wir haben es nun auf ein neues Level gehievt. Wenn du einen Dance-Song machst, musst du ihn richtig machen, sonst werden die Fans ihn nicht akzeptieren. Eins kann ich dir sagen: Von mir bekommst du niemals einen Dance-Song. Ich höre sie mir ab und an ganz gerne an, aber nicht zu oft. Ich denke, dass der Standard etwas gefallen ist. Ich probiere meinen Standard zu beizubehalten. Hör dir "Man A Man", "Ghetto Story", "This is why I'm hot", "Stronger" an. Ich versuche meinen Standard so hoch wie möglich zu halten. Heutzutage gibt es zu viele Producer, die keine wirklichen Producer sind. Ich denke die Entwicklung der Technik ist unter anderem dafür verantwortlich. Jeder kann einen guten Computer, eine professionelle 2Box und einen Raum bekommen und hat damit ein Studio. Die Qualität des Standards ist nicht wo es sein müsste. Und ich denke, dass wir daran arbeiten müssen, um die Qualität zurück auf das Level zu bekommen. Ich mag einige der Dance-Songs. Wenn du hier bist um zu tanzen, dann tanz. Ich bin hier, um zu singen. Du bist hier, um ein Interview zu machen. Ich kann nicht deinen Job machen. Der Postbote bringt die Briefe und mein Manager organisiert alles so, dass ich überall am Start bin. Selber kann ich das alles nicht managen.  

RIB: Cham, du hast die Qualität deiner Arbeit erwähnt. Wenn ich nur mal so an "Ghetto Story" denke. Ist es für dich schwierig, dass dich die Fans an z.B. "Ghetto Story" messen?  

Cham: Na klar ist das hart. Aber das ist eben meine Herausforderung, so wie das Leben an sich. Ich mag Herausforderungen und ich mag es mich immer wieder zu prüfen. Wenn du meine Karriere von Tag 1 betrachtest, siehst du, dass ich versuche jeden Song, den ich gemacht habe in seiner Qualität zu toppen. Mit Ausnahme von "Ghetto Story". Den Song kann ich nicht toppen. Selbst bei "This is why Im hot" oder "Stronger" bin ich mir sicher, dass sie nicht an "Ghetto Story" heranreichen. Aber die Qualität meiner Songs wird immer ganz weit oben sein.  

RIB: Wenn es um die Verkaufszahlen geht, ist es ja so, dass eine Vielzahl der Fans die Musik einfach downloaden, ohne dafür zu zahlen. Aus dieser Sicht ist dein Job wirklich nicht beneidenswert. Wir sind ja nicht in den 80er, als jeder Platten gekauft hat. Wie verdienst du also dein Geld?  

Cham: Na ja, es ist ein harter Job. Aber zum Glück gibt es auch Plattformen wie i-tunes, was ganz gut für mich läuft. Klar, würde jeder meine Musik legal laden und kaufen, wäre es für mich wunderbar.  

RIB: Du hast ja ne Menge mit R'n'B Künstlern zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?  

Cham: Ich liebe Musik. Wenn ich mich danach fühle, mein nächster Song müsse mit Bob Marley sein, dann wird es so kommen. Wenn ich mich danach fühle mit Whitney Houston einen Song zu machen, dann mach ich ihn. Ein Künstler macht das, wonach ihm ist. Er drückt sich aus, wenn ihm danach ist. Unter den Künstlern ist es so: Sie gebrauchen mich, und ich gebrauche sie für mich. Sie bringen mich zu ihren Fans, und ich bringe sie zu meinen Fans. Damals z.B. mit Akon auf dem Fiesta Riddim. Er fragte uns, ob wir einen Song mit ihm auf dem Riddim aufnehmen, damit er in die Puschen kommt. Ab da an ging es mit Akon bergauf. Na ja, und als "Ghetto Story" am Start war, rief mich Akon und auch Alicia Keys an, die gerne auf einem Remix von Ghetto Story dabei sein würden.  

Cham, besten Dank für das Interview und viel Spaß später auf der Bühne...

 

www.myspace.com/beeniedennsen