Reggae in Berlin

Black Uhuru Concert Review

Gemeinsam mit der Sängerin Kay Starr, konnte man sie wieder auf
verschiedenen Konzerten erleben. In Deutschland traten sie dann
erstmalig beim Summerjam 2005 wieder gemeinsam als Black Uhuru auf und ließen die alten Zeiten wieder aufleben. Sly Dunbar, Robbie Shakespeare und Darryl Thompson waren aber noch nicht dabei. Auch Sandra „Puma“ Jones steht leider nicht mehr zur Verfügung, da sie bereits 1990 viel zu früh verstarb und die Band dadurch in eine tiefe Krise geriet. Ihre Stimme bleibt bis heute
unersetzbar. Bemühungen in dieser Richtung sind zwar mit der neuen Sängerin optisch bemerkbar, aber stimmlich leider nicht annähernd feststellbar. Man darf gespannt sein, ob sich da in Zukunft noch etwas ergibt,
auch hinsichtlich der Rhythm Twins Sly und Robbie. Allerdings sollten wir vielleicht auch schon so zufrieden sein. Als Backing Band fungierte
Ras-I-Tes aus England, die neue große Roots & Culture Hoffnung, die sich bereits 1996 in London gegründet hatte. Dies stellte sich als eine gute Wahl heraus. Wer das im Jahr 2001 veröffentlichte erste Album „Urban
Regeneration“ von Ras-I-Tes schon einmal gehört hat, kann erahnen wie sich dieses Zusammenspiel anhören könnte. Jedenfalls war es für alle Roots
Fans eines der größten Highlights an der Cologne Bay des Jahres 2005. Dieses Erfolgskonzept wurde auch im letzten Jahr auf der „Reggae Live Tour“ in Frankreich und Anderenorts fortgesetzt. Deutschland war leider nicht dabei. Aus dem Munde von Contour Music Promotion hieß es dazu noch bis vor Kurzem, daß eine Tour mit Black Uhuru in Deutschland nicht umsetzbar sei. Warum auch immer. Um so größer dann die Überraschung, als vom 06.-09.02.2007 Deutschland mit vier Stationen während einer weiteren großen Europatournee von Black Uhuru tangiert worden ist. Als Promoter auf deutschem Gebiet übernahm dann aber doch Contour die Fäden.
Als „ROOTS ALIVE TOUR 2007” fiel am 06.02.07 der Startschuss im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei. Die Städte Hamburg, Dortmund und Stuttgart waren an den Folgetagen an der Reihe.
Aber zurück zur Berliner Lokalität wo wir den Auftakt der Tour miterleben
durften. Eigentlich der perfekte Tag für eine Reggae-Party, da mit dem 06.02.
gleichzeitig der Geburtstag von Bob Marley gefeiert werden kann. Der
Abend wurde eingeläutet von Selecta Lou Large, auch bekannt unter Grooving Smokers, die weiterhin bekannt sind als Betreiber der Website www.reggaeinberlin.de. Es lohnt sich einmal vorbei zu schauen, besonders für den Berliner
Einzugsbereich. Hinter dem Ganzen steht Perry O. von „Grooving Smokers Events & Music“. Aber es wurde nicht nur aufgelegt. Mit im Gepäck hatte er den Artist Vido Jelashe, der aus Südafrika stammt und bereits seit 1993 in Berlin ist. Seit dieser Zeit hat er so Einiges für seine Karriere getan und weiß wie man die Masse in Stimmung bringt. Zwischendurch musste er nur die magischen Worte Black Uhuru aussprechen, um die Stimmung der Leute noch weiter zu steigern. Mehr Infos zu Vido Jelashe findet man unter www.grooving-smokers.de und www.myspace.com/vidojelashe . Eine Stunde später wurde das nächste Level erreicht als schließlich Ras-I-Tes die Bühne in Beschlag nahm. Neben der gewohnten Viermann-Formation gab es noch einen weiteren Mann an den Tasten.
Ansonsten wie bekannt Kashta Tafari, die markante Stimme der Band, an der Gitarre, Jahmel Ellison als weiterer Sänger am Bass, Cyrus Richards an den Keyboards und Otis Cox Rodney am Schlagzeug. Nahezu unglaublich, wenn man bedenkt, daß die Vier altersmäßig erst Anfang bis Mitte 20 sind. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen zu ihrem ersten Erfolgsalbum „Urban Regeneration“ waren sie allesamt noch Teenager. Da wird hoffentlich noch viel zu erwarten sein.
Ras-I-Tes ist daher auch in der Lage ein eigenes Programm abzuliefern und brachte unter Anderem die besten Stücke ihres ersten Albums, die nach meinem Dafürhalten „Chop Corruption“, „Picture On The Wall“, „Jah Never Fail I“, „Rub A Dub Style“ und „Africa“ sind. Aber nicht nur Stücke von diesem
Album wurden präsentiert, auch neue Sachen wurden ausgetestet. Jahmel
Ellison begab sich sogar einmal auf ungewohntes Terrain und versuchte eine kurze Dancehall Einlage. Als kurzer Ausflug richtete das aber nicht viel Schaden an und wurde von der Massive sogar lautstark begrüßt. Nach ungefähr einer weiteren Stunde schlugen sie dann unter großem Jubel des Publikums die ersten Black Uhuru Töne an und gaben die Bühne frei für Michael Rose und Duckie Simpson. Nun war der Höhepunkt der Party erreicht und wurde angemessen mit „Party In Session“ von Michael Rose eingeleitet. Als Outfit diente dieses Mal ein beige-braun gestreiftes Jackett, darunter eine beigefarbene Weste und blaue Jeans. Seine Dreads waren in einer rot-gelb-grünen Mütze sicher verpackt, und seine Augen waren leider wieder hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen.

Duckie dafür dieses Mal ohne Sonnenbrille, mit dunklen Hemd und Jackett und ebenfalls mit blauer Jeans. Recht auffällig war, das der gewohnte graue Bart verschwunden war. Kein graues Härchen war mehr an Duckie zu
entdecken. Der Bart war sicher ein Stückchen kürzer und nun tief schwarz
eingefärbt. Ja und unter seiner rot-gelb-grünen Strickmütze war offenbar auch nicht mehr das, was man beim Summerjam 2005 noch vermuten konnte. Ehemals noch wohl gerundet und prall ausgefüllt, lag die Mütze doch dieses Mal recht locker auf dem Kopf. Dafür waren seine üppigen Ringe in der gewohnten Vielzahl noch alle an ihrem Platz.
Inzwischen hatte uns Michael im Publikum auch schon ausgemacht, zeigte auf uns und nickte uns lachend zu. Unser letztes Interview vom September war ja noch nicht allzu lange her (siehe bei www.reggae-ecki.deunter dem Button „Storys“). Ohne Pause jagte ein Hit den anderen. Stücke wie „I Love King Selassie“, „Guess Who´s Coming To Dinner”, “General Penitentiary”,
“Abortion”, “Sinsemilla”, “Puff She Puff”, “Happiness” und viele andere ließen keinen Raum zum Verschnaufen. Mit „Shine Eye Gal“ trieb es mir regelrecht die wohligsten Schauer über den Rücken. Das Outfit von Michael wurde zusehends dunkler und der Schweiß rann in Strömen. Zum Ablegen des Jacketts konnte er
sich allerdings nicht durchringen, lediglich die Weste durfte sich öffnen. Das
Ausstreichen seines Bartes sorgte immer wieder für kleinere Sturzbäche. Derweil sorgte sich Duckie ständig um sein Jackett und kontrollierte bedächtig alle paar Minuten den korrekten und gut verschlossenen Sitz.
Unsere Hoffnung und Neugier, vielleicht dieses Mal schon ein paar neue Sachen von Black Uhuru zu hören, wurde leider noch nicht erfüllt bzw. befriedigt. Es wurden ausschließlich die Hits aus den alten Zeiten gespielt. Das soll aber keine Kritik sein, denn viel zu gut sind diese Sachen. Es war ein perfektes Konzert, bei dem ich nie müde werden würde es immer wieder von Neuem anzusehen. Selbst die Hits aus den alten Glanzzeiten waren nicht alle unterzubringen, da bleibt sowieso kaum Platz für neue Sachen. Ein schwieriges Unterfangen.
Zur Verabschiedung durfte dann noch ausnahmsweise Babylon in Michaels Augen sehen, und er nahm die dunkle Brille kurz ab. Im Kesselhaus kochte es noch lange nach, aber Ras-I-Tes begann schon die Instrumente abzustöpseln. Die Massive bat vergebens um eine Zugabe, aber letztendlich wird sie es hoffentlich dem Michael verziehen haben, bei solch einer perfekten und schweißtreibenden Show.
Sehr zögerlich lichtete sich der Saal und Ras-I-Tes begab sich noch unter die Fans für ein paar Autogramme und Fotos.
Für Michael Rose war aber der Abend bzw. der frühe Morgen noch lange nicht erledigt. Es galt noch eine große Vielzahl von Dubplate Wünschen diverser Sounds über die Bühne zu bekommen. Wir fuhren also noch in sein Hotel um diverse
Riddims voicen zu lassen. Ulli Güldner, der schon vor 27 Jahren zu Black Uhuru Kontakt hatte und Vielen als einer der Autoren aus dem Riddim Magazin bekannt sein dürfte, begleitete uns als Vertrauensperson von Michael die weiteren Stunden. Produzent Somow, dem Michael Rose seinen „Rise Up“ Riddim schon im
vergangenen Jahr gevoict hatte, baute sein mobiles Studio auf, und die Show nach der Show konnte beginnen. (Anmerkung: Der „Rise Up Riddim“ ist beim Label
Rebel Cuts erschienen und kann über www.rebelcuts.de
Zu Beginn der Session gab´s von uns für Michael noch das bestellte Video unseres letzten Interviews und ein paar andere Dinge. Besonders unglaublich war für ihn, als ich ihm ein paar Briefmarken aus Burkina Faso zeigte, auf den neben Bob Marley auch Black Uhuru abgebildet war. Der Designer der Marken, der eine Bob Marley Sonderausgabe kreieren wollte, hatte offenbar nicht das nötige Wissen und konnte Bob Marley nicht von Black Uhuru unterscheiden. Eine echte Kuriosität. Michael Rose war gutgelaunt und arbeitete unter der Regie von Citylock einen Plate nach dem anderen ab.

Wer Michael Rose schon einmal aus voller Brust, ohne Musik und Technik, singen gehört hat, wird verstehen, daß die übrigen Gäste des Hotels wohl kaum ein Auge zu tun konnten. Die Schallwellen müssen sich durch sämtliche Decken und Wände gebohrt haben. Der Ärger ließ auch nicht lange auf sich warten und das Hotelpersonal kam mit der ersten Warnung. Nun o.k., was sollte man tun, die Orderliste der Sounds war noch lange nicht abgearbeitet, also ging es wie selbstverständlich weiter. Mitten in der Session dann die Katastrophe – Michael vermisste seine Bentley, eine besonders teure Armbanduhr, die wohl um die 6000 englische Pfund gekostet haben soll. Wir stellten das Zimmer auf den
Kopf, aber ohne Ergebnis. Ulli und Michael gingen die übrigen Hotelbereiche ab und untersuchten das Auto. Aber leider auch dort ohne Erfolg. Michael war total
niedergeschlagen und meinte dies würde fast den gesamten Verdienst einer Tour
verschlingen. Trotz allem war erstaunlich, wie er damit umgegangen ist. Offenbar versuchte er sich immer wieder selber aufzumuntern und konnte ab und zu sogar noch lachen. Besonders lustig die Anekdote die er zum Besten gab, als ein Außenstehender wohl glaubte er hätte seinen Bentley verloren und damit an ein
Auto dachte. Michael lachte und machte dabei ein lustiges Gesicht mit großen Augen. Aber zwischendurch verfiel er immer wieder in eine regelrechte Starre und streichelte versonnen sein Handgelenk, wo eigentlich früher der Bentley parkte.
Immer wieder spielten wir durch, wo die Uhr abgeblieben sein könnte. Letztendlich kamen wir zu dem Schluß, das die Uhr eigentlich nur im Backstagebereich des
Kesselhauses verloren gegangen sein konnte. Auf dem Weg zum Auto und von dort zum Hotel konnte es keineswegs passiert sein, dies hätte man auch sicher gehört. Anderenfalls wäre sie dann auch rettungslos verloren, bei den vielen Leuten, die sie hätten aufheben können. Aber auch im Backstagebereich waren wohl viel zu viele Leute. Zumindest meinte Michael, daß er sich bei so vielen Leuten nicht genügend konzentrieren konnte.
Da kann man schon mal etwas vergessen. Am liebsten wäre er gleich losgezogen um dort nach der Uhr zu sehen. Das wäre aber nicht möglich gewesen, da um
diese Zeit keine Chance mehr bestand in das Kesselhaus zu gelangen. Die Aktion musste wohl oder übel auf den frühen Morgen verschoben werden, der ja nicht
mehr weit entfernt war. Das Tourmanagement wollten wir um diese Zeit noch nicht informieren, es war nun eh nichts mehr zu machen. Also ließen wir noch etwas Zeit verstreichen und Michael arbeitete tatsächlich noch weitere Plates ab, was auch ein plötzliches lautes Donnern an der Tür nicht verhindern konnte. Aber nun nahm er die Lautstärke seiner Stimme doch etwas zurück, was sich bestimmt im fertigen Plate wie gewollt anhören dürfte. Inzwischen hatte Michael auch noch
den Duckie aus den Federn geholt, der bei ein paar Compilations seinen Beitrag leisten sollte und dies auch tat. Gegen 5:00 Uhr morgens schlossen wir
dann die Session ab. Für Thorsten vom Tourmanagement begann nun der frühe Morgen mit einem kräftigen „This is Michael Rose“ am Handy. Die Sache mit der Bentley musste ja schließlich noch durchgestellt werden, damit das
Tourmanagement von Contour auch rechtzeitig am Morgen alle nötigen Aktivitäten zur Auffindung der Uhr einleiten konnte.
Wir bedankten und verabschiedeten uns schließlich bei Michael mit der Hoffnung, dass er seine Uhr wiederfinden möge. Aber er konnte und wollte noch keinen
Schlaf finden. Im noch einzig erleuchteten Hotelzimmer sahen wir ihn noch von der Straße aus wie er im Zimmer hin- und herlief und hinter dem Mobilar nach seiner Uhr suchte.

Ein paar Stunden später gab´s dann tatsächlich noch eine glückliche Wendung. Zur Freude aller Beteiligten und natürlich ganz besonders von Michael, parkte doch
tatsächlich sein(e) Bentley seelenruhig im Backstagebereich des Kesselhauses. Nun ist sie wieder dort wo sie hingehört. Berlin wird also weiterhin bei Michael Rose in angenehmer Erinnerung verbleiben. Hoffen wir für Hamburg, der folgenden Tourstation, daß die ganze Aufregung und die lange Nacht, dem
dortigen Auftritt nicht geschadet haben. Anderenfalls wäre das aber auch gut zu verstehen.

© Text und Fotos Peter Joachim

Mein besonderer Dank geht an Citylock und das Berliner Kesselhaus, die mit zum Gelingen dieser Story beigetragen haben.


CD Tipp:

Die neuesten Alben „Babylon A Fight“ und „Warrior“ von Michael Rose, unbedingt in die Sammlung einfügen! Zwei klassisches Roots-Reggae Alben. Naja und
Michaels Stimme ist natürlich unersetzbar, der Fan kommt daran nicht vorbei.
Weitere Empfehlungen siehe Interview laut Quelle im Vortext.


Sie sind unter Anderem erhältlich bei:

IRIE RECORDS GmbH
Rinscheweg 26
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